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Risiko Gewerkeloch!

"Eine zweite wasserführende Dichtebene unter der Fensterbank ist ein Muss für schadensfreie Fensteranschlüsse!" Das geht aus aktuellen Untersuchungen hervor, über die Dipl.-Bauing. Jürgen Waßermann und Dipl.-Bauing. Markus Blau aus der Fachabteilung Technik des ökologisch orientierten WDVS-Anbieters INTHERMO (www.inthermo.de) von der Weltleitmesse BAU 2017 in München berichten.
 
Problematischer Sachverhalt

Die dauerhafte Funktion von Holzkonstruktionen wird maßgeblich von der Dichtheit des Fensteranschlusses beeinflusst. Schädlicher Feuchteeintritt muss unbedingt verhindert werden. Da sich ein Feuchteschaden oftmals recht spät zeigt, ist zudem der Schadensumfang üblicherweise groß und der Sanierungsaufwand entsprechend hoch.
Schwachstellen wie das „Gewerkeloch“ (siehe Abb.1) werden in den gängigen deutschen Richtlinien leider bisher nicht ausreichend behandelt bzw. noch nicht einmal als Problem erkannt. Doch gerade über diese Schwachstellen können erhebliche Wassermengen in die Holzkonstruktion eindringen.

Lösungsmöglichkeiten für den Holzbau

Durch Ausführung einer zweiten wasserführenden Dichtebene unterhalb der Fensterbank lassen sich Schäden sicher vermeiden. Wie diese im Holzbau auszubilden ist, damit sie in der Praxis funktioniert, stellt dieser Fachbeitrag nachfolgend dar.

Richtlinien zum Fenstereinbau und den Anschlüssen

Generell gilt für den Fensteranschluss, dass ein Eindringen von Wasser in die Konstruktion verhindert bzw. eingedrungenes Wasser kontrolliert wieder nach außen abgeführt werden muss. Dies kann nicht alleine durch das Fenster gewährleistet werden, auch sämtliche Anschlüsse (Fensterbank, Bordprofile, Rollladenführungsschienen, WDV-Systeme) müssen diese Anforderung gleichfalls erfüllen.

Die fachgerechte Ausbildung der äußeren Fensteranschlüsse ist in Deutschland zwar nicht normativ geregelt, jedoch existieren diverse Richtlinien, die sich speziell mit dieser Fragestellung beschäftigen und derzeit die allgemein anerkannten Regeln der Technik bzw. den Stand der Technik darstellen (s. Literaturverzeichnis).

Vorgaben der Richtlinien

Für die fachgerechte und schlagregendichte Ausbildung der Anschlüsse am Fenster enthalten die Richtlinien und Veröffentlichungen folgende wichtige Vorgaben:
Die Fensterbankaufkantung ist schlagregensicher mit geeignetem Dichtprofil oder vorkomprimiertem Fugendichtband nach DIN 18542, BG 1 an das Fenster anzuschließen. Ein zurückversetzter Fensterbankeinbau reduziert die Wasserbelastung des Anschlusses. Bei stumpfem Einbau ist ein zusätzlicher Wetterschenkel empfehlenswert.

Die Fensterbänke sind in Abhängigkeit von ihrer Länge und Aufkantung gegen Windbeanspruchung oder ein Verschieben beim Dämmstoffeinbau mittels Fensterbankhaltern zu sichern bzw. alternativ durch eine streifenförmige Verklebung (bei Ausführung mit zusätzlicher Dichtebene unterhalb der Fensterbank).

Die Wärmeausdehnung von Metall-Fensterbänken ist durch mehrteilige Ausführung mit wasserdichten Dehnungsstößen ab Fensterbanklängen von 3 m sowie einer Bewegungsaufnahme im Bereich der Bordprofile, z.B. durch Verwendung von Gleit-Bordprofilen, zu berücksichtigen.

Anputzdichtleisten mit Gewebe bieten einen optisch sauberen Putzanschluss. Bei unsachgemäßer Anwendung / mangelnder Haftung zum Untergrund sind in der Praxis aber Ablösungen zu beobachten. Deshalb ist dringend zu empfehlen, den Schlagregenschutz generell im Bereich der Laibungsplatten mit vorkomprimierten Fugendichtbändern BG1 nach DIN 18542 zu realisieren.

Das Wasser aus den Rollladenführungsschienen ist auf die Fensterbank zu leiten. Dafür dürfen die Rollladenführungsschienen max. 8 mm über der Oberfläche der Fensterbank enden. Bei notwendigen Ausklinkungen von Rollladenführungsschienen oder Bordprofilen sind die Vorgaben der Richtlinien unbedingt zu beachten.

Fensterbank-Einbau mit zweiter wasserführender Ebene – ist das erforderlich?

Zu hinterfragen ist die Aussage des RAL Leitfadens zur Montage [RAL 2014], dass bei Verwendung eines schlagregendichten Fensterbanksystems auf die Ausführung einer zweiten wasserführenden Ebene unterhalb der Fensterbank verzichtet werden könne. Gemäß RAL Leitfaden sei dies immer dann möglich, wenn einteilige gekantete und verschweißte seitliche Abschlüsse zum Einsatz kommen oder Fensterbanksysteme mit aufgesteckten Bordprofilen mit Prüfnachweis der Schlagregendichtheit.

Führt man einen Fensterbank-Einbau ohne zusätzliche wasserführende Ebene aus, so muss man sich bewusst sein, dass jegliche Undichtigkeit im bewitterten Bereich zu einem Wassereintritt ins Dämmsystem und die Wandkonstruktion führen kann. Allein schon wegen der Möglichkeit von Einbaufehlern ist die Ausführung einer zweiten wasserführenden Ebene unterhalb der Fensterbank geboten – zumal der hierfür zu veranschlagende Kosten- und Zeitaufwand im Vergleich zum Schadenspotenzial bei Holzbaukonstruktionen vergleichsweise gering ist.

Gewerkeloch und Fensterrahmennuten

Selbst bei Verwendung hundertprozentig schlagregendichter Fensterbanksysteme gibt es in der Praxis jedoch Undichtigkeiten, über die Feuchtigkeit in die Wandkonstruktion eindringen kann. Das sogenannte „Gewerkeloch“ sowie die vorhandenen Fensterrahmennuten stellen Schwachstellen dar, die zu einem Versagen der ersten Dichtebene führen.

Der Begriff Gewerkeloch bezeichnet eine Öffnung, die an den Schnittstellen von Fensterrahmen, Fensterbank mit Bordprofil, Laibung und (wenn vorhanden) Rollladenführungsschiene im Eckbereich immer entsteht, vgl. Abb. 1.
Die Fensterrahmennuten ermöglichen einen zurückversetzten Einbau der Fensterbank und sind über die gesamte Länge des Fensters vorhanden.

Kurios: Das Gewerkeloch findet im RAL-Leitfaden keine explizite Erwähnung, obwohl die Problematik seit geraumer Zeit bekannt ist! In der Praxis können diese Löcher mit spritzbarem Dichtstoff oder Fugendichtband nicht dauerhaft geschlossen werden, oftmals werden sie nicht beachtet und bleiben einfach offen. Hinsichtlich der Fensterrahmennuten fordert der RAL-Leitfaden einen Verschluss im Eckbereich mit Füllprofil oder Dichtstoff.

Dazu ist anzumerken, dass die Geometrien von Fensterrahmen je nach Hersteller stark voneinander abweichen; passende Füllprofile werden – soweit bekannt – derzeit nur von einem Fensterhersteller angeboten. Bleibt also ein Verschluss mittels Dichtstoff – es ist den Autoren jedoch kein Dichtstoff bekannt, der an dieser Stelle einen dauerhaft wasserdichten Verschluss gewährleisten könnte. Zudem: Die geplante Nutzungsdauer von Gebäuden inklusive diverser Detailanschlüsse umfasst viele Jahrzehnte. Wartungsintervalle für solche Anschlüsse wie geplant wahrzunehmen, bleibt häufig ein nicht realisiertes Vorhaben.

Keine Erwähnung finden in den gängigen deutschen Richtlinien Fenster mit Aluminium-Vorsatzschalen. Dabei können diese nicht nur im unteren Bereich seitlich entwässern, vielmehr wird im Bereich der Gehrungen der Aluminium-Vorsatzschalen ebenfalls Wasser an der ersten Abdichtungsebene vorbeigeführt.

Zwischenfazit

Ein dauerhaft schlagregendichter Verschluss von Gewerkeloch und Fensterrahmennut ist nicht realisierbar, da hierfür kein geeignetes Abdichtungsmaterial vorhanden ist. An der Ausführung einer zweiten wasserführenden Ebene unterhalb der Fensterbank geht deshalb aus Gründen der Gebrauchstauglichkeit und Schadensvermeidung im Holzbau kein Weg vorbei. Leider berücksichtigen die aktuell in Deutschland gültigen Richtlinien diese Problematik und die Besonderheiten des Holzbaus nicht ausreichend und schreiben die Ausführung einer zweiten wasserführenden Ebene nicht verpflichtend vor. Gerade mit Bezug auf den Holzbau ist das eine Lücke, die es zu schließen gilt!

Zweite wasserführende Ebene – unterschiedliche Ausführungsansätze

Angesichts der vielfältigen Unzulänglichkeiten der Abdichtung der ersten wasserführenden Ebene ist eine zweite unterhalb der Fensterbank gerade im Holzbau dringend geboten. Hierfür existieren am Markt unterschiedliche Ansätze.
Ungeeignet aus Sicht der Autoren ist eine Anordnung der zweiten Dichtebene nach Ausführen der Laibungsdämmung (auch in [GWF 2011] beschrieben). Hinsichtlich Gewerkeloch und Fensterbanknut ergibt sich bei dieser Ausführungsvariante keine Verbesserung, denn auch hier wird die erste Dichtebene durch die vorhandenen Öffnungen hinterlaufen.

Abdichtungen, die ausschließlich unter der Fensterbank und somit außen vor dem Fensterrahmen ausgeführt werden, haben den gleichen gravierenden Nachteil: Auch sie können an den genannten Schnittstellen hinterlaufen werden. Zudem wird ein weiterer Unsicherheitsfaktor nicht berücksichtigt: das Fenster selbst! Denn insbesondere Kunststofffenster können Leckagen aufweisen, an die man nicht zu glauben wagt. Durch unsinnige und nicht abgedichtete Verschraubungen, unsauber verschweißte Gehrungen oder einige andere Einfallstore kann Feuchtigkeit nach unten in die Konstruktion gelangen, im Holz- wie auch im Massivbau.

Eine einfach zu realisierende und technisch einwandfreie Ausführung ist hingegen die Ausführung der zweiten Dichtebene vor Einbau des Fensters. Das Verlegen der Dichtfolien kann ohne komplizierte Eckausbildung vorgenommen werden, zudem wird das (ggf. undichte) Fenster (inklusive Fensterrahmennuten) durch eine wannenförmige Anordnung der Dichtfolie im unteren Bereich komplett umschlossen.

Ausführung der zweiten Dichtebene vor Fenstereinbau

Zunächst wird die Holzkonstruktion vor eindringender Feuchtigkeit durch Anordnen einer Abdichtung mittels INTHERMO Basis-Dichtbahn geschützt (siehe Abb. 3b). Die Verwendung vorkonfektionierter Keile (aus XPS oder Kork) als Untergrund für die vollflächige Verklebung der Dichtbahn mit einer horizontalen Aufstandsfläche für das Fenster und einem 5°-Gefälle nach vorne vereinfacht die spätere Positionierung des Fensters und gewährleistet ein sicheres Ablaufen eingedrungener Feuchtigkeit. Aufgrund seiner Druckfestigkeit ist hier Kork besonders geeignet.

Die Basis-Dichtbahn wird über die gesamte Tiefe der Fensterbrüstung und damit vollflächig unter dem Fenster verlegt. Die Basis-Dichtbahn ist grundsätzlich seitlich an den Rohbaulaibungen mindestens 15 cm hochzuführen. Vor Verklebung der Basis-Dichtbahn wird zudem mit dem INTHERMO Fensterbrüstungsprofil ein Kunststoffprofil auf der Außenkante des Gefällekeils verklebt. Dieses gewährleistet einen definierten Putzabschluss ohne Verschluss der zweiten Dichtebene und sorgt für ein kontrolliertes Abtropfen der Feuchtigkeit vor der Fassade. Die Entwässerungsöffnung der zweiten Dichtebene muss nach vorne offenbleiben, mittels Anordnen von Fugendichtbändern in den Eckbereichen kann anfallende Feuchtigkeit weggeleitet werden.

Um ein Eindringen von Feuchtigkeit zwischen Fensterrahmen und Basis-Dichtbahn auszuschließen, wird die INTHERMO Fensteranschlussbahn am Fensterrahmen angeklebt, ebenfalls seitlich mindestens 15 cm hochgeführt, und nach Montage des Fensters mit der Basis-Dichtbahn verklebt (siehe Abb. 3d). Ein auf der Oberseite dieser Fensteranschlussbahn befindlicher Streifen aus Butylkautschuk dient dabei als dichtende Aufstandsfläche für das Fenster und sorgt für eine dauerhaft funktionierende Abdichtung. Im Anschluss werden die Fensterbänke entsprechend den gültigen Richtlinien gesetzt.

Feuchteunempfindliche Dämmstoffe am Fensteranschluss

Für die Laibungsdämmung ist die Verwendung unempfindlicher Dämmstoffe anzuraten, da diese – je nach Art des zur Anwendung kommenden Bordprofils – bis auf die zweite Dichtebene herabgeführt wird und dort Feuchtigkeit anfallen kann. Auch hier kommt XPS bzw. Kork als Dämmmaterial zur Anwendung (siehe Abb. 3e).

Der Anschluss an Bordprofil und Fensterrahmen ist schlagregendicht mit vorkomprimierten Fugendichtbändern BG1 auszuführen, für den optischen Abschluss kann anschließend eine Anputzleiste mit Gewebe eingesetzt werden.
Die Tauglichkeit dieser Ausführungsvariante wurde von INTHERMO umfassend in praxisrelevanten Versuchsaufbauten hinsichtlich Schlagregenbeanspruchungen mit bis zu 600 Pa Winddruck getestet. (JW/MB)

Nähere Systeminformationen gibt es von der INTHERMO GmbH, Roßdörfer Str. 50, 64372 Ober-Ramstadt, E-Mail info@inthermo.de oder im Internet auf www.inthermo.de.
  
Literaturverweise

[GWF 2011] Gütegemeinschaft Wärmedämmung von Fassaden e.V.: Empfehlungen für den Einbau/Ersatz von Metall-Fensterbänken (WDVS-Fassade) 2011.

[GWF 2014] Gütegemeinschaft Wärmedämmung von Fassaden e.V.: Empfehlungen für den Einbau/Ersatz von Naturstein- und Kunststeinfensterbänken (WDVS-Fassade) 2014.

[RAL 2014] u.a. RAL Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V: Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung 2014.

[SAF 2010] u.a. Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg: Anschlüsse an Fenster und Rollläden bei Putz, Wärmedämm-Verbundsystem und Trockenbau 2010.
 
Berufliche Stationen der Autoren:

Dipl.-Bauing. Jürgen Waßermann, Leiter Technik bei der INTHERMO GmbH, Ober-Ramstadt

bis 1984 Schulausbildung, Abschluss mit Abitur, anschließend 3-jährige handwerkliche Berufsausbildung zum Baufacharbeiter

1984 – 1988 FH für Bauwesen Magdeburg, Studium zum Ingenieur für Hochbau

1988 – 1991 FH für Bauwesen Magdeburg, Ingenieur für Forschung und Lehre im Fachbereich CAD

1991 – 1997 Fachingenieur bzw. leitender Ingenieur in verschiedenen Bauunternehmen

1997 – 2006 Anwendungstechniker, später Technischer Leiter eines Dämmstoffwerks in Berga

parallel: Erwerb der Zusatzqualifikation „Produktmanagement“ bei der LGA Nürnberg

2006 – 2013 Technischer Leiter bei einem Naturdämmstoffanbieter in Nördlingen

seit 09/2013 Technischer Leiter bei der INTHERMO GmbH, Ober-Ramstadt
  
Dipl.-Bauing. Markus Blau, Techn. Produktbetreuer bei der INTHERMO GmbH in Ober-Ramstadt

2005 Abschluss Studium Bauingenieurwesen TH Karlsruhe

2006 – 2012 Technischer Berater eines Farben- und Putze-Herstellers in Ettlingen

2008 Zusatzqualifikation VWA Energieberater, Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Baden

2012 Zusatzqualifikation Dekra-zertifizierter „Wärmebrücken-Nachweisführender nach DIN EN 10211 und DIN 4108-2/Beiblatt 2“

seit 2014 Technischer Produktbetreuer bei der INTHERMO GmbH

Über DAW SE

Die INTHERMO GmbH wurde 2001 in Nordrhein-Westfalen als nicht-börsennotierte AG gegründet. 2006 verlegte der expandierende WDVS-Anbieter seinen Firmensitz an den heutigen Standort im südhessischen Ober-Ramstadt, um auf die Forschungs- und Entwicklungskapazitäten der Muttergesellschaft Deutsche Amphibolin-Werke (DAW SE) unmittelbar zurückgreifen zu können. Seither gehört der mittelständische Bauzulieferer als 100%-ige Tochtergesellschaft zur DAW-Firmengruppe, die hochwertige Farben, Putze, Dämm- und Bautenschutzprodukte entwickelt, herstellt und unter den Markennamen Alligator, Alpina, Alsecco, Caparol, Disbon, INTHERMO, Krautol und vielen mehr mit beachtlichem Erfolg vertreibt. Geschäftsführer der INTHERMO GmbH ist Dipl.-Holzbauing. Stefan Berbner, geschäftsansässig Roßdörfer Str. 50, 64372 Ober-Ramstadt/Hessen.

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