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Von den Chancen und Risiken des digitalen Wandels

Eigentlich ging es bei der „Transformationskonferenz Heilbronn-Franken“ am Heilbronner Bildungscampus um die digitale Transformation in der Automotive-Branche. Doch hatte Stefan Krebs, Beauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg für Informationstechnologie sicher recht, als er in seinem Grußwort feststellte: „Das Analoge und Althergebrachte stellt uns oft vor Herausforderungen.“ Gleich mehrere der eingeladenen Referenten sowie Ehrengäste aus der Lokalpolitik hatten nämlich absagen müssen – die Verkehrsverhältnisse nach dem Jahrhunderthochwasser ließen ihre Anreise nicht zu. Und Thomas Strobl, stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister von Baden-Württemberg, der die Begrüßungsansprache halten sollte, war in einige betroffene Gebiete gefahren, um sich die Sorgen und Nöte der Menschen vor Ort anzuhören.

Aber da ja nicht zuletzt im Transformationsprozess ständig Flexibilität und Anpassungsbereitschaft gefragt sind, stellte das „Netzwerk Transformotive“ trotzdem eine informative und vielfältige Veranstaltung auf die Beine. „Die Welt verändert sich in rasantem Tempo – in ganz vielen Bereichen, in der Gesellschaft und in der Wirtschaft“, begrüßte Steffen Hertwig die Gäste. DerOberbürgermeister der Stadt Neckarsulm ist gleichzeitigKoordinator des Bündnisses für Transformation als Initiator von Transformotive. Der Zusammenschluss regionaler Akteure – darunter der TUM Campus Heilbronn – will gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der Region bei der digitalen Transformation unterstützen. „Ich bin vor allem zuversichtlich, was die Transformation in unserer Region angeht – aus vielfältigen Gründen“, machte Hertwig neugierig auf die folgenden Vorträge.

An der Schwelle zu einer neuen Ära

Auf den besonderen Charakter der Transformation sowie die Auswirkungen für die baden-württembergische Wirtschaft und insbesondere die Automobilbranche ging anschließend Stefan Krebs näher ein. Die Welt befinde sich in einem disruptiven Wandel, dessen Geschwindigkeit in der Menschheitsgeschichte einmalig sei und der sich vor allem in der Digitalisierung zeige. Auch die Automobilindustrie als eine der beschäftigungsstärksten Branchen stehe an der Schwelle zu einer neuen Ära: „Manche sagen sogar, das Automobil wird neu erfunden.“ Doch lägen darin auch enorme Chancen für das Bundesland, das durch die Automobilbranche zur innovativsten Region in Europa geworden sei.

Wie diese Chancen genutzt werden können, schilderte Fred Schulze, Werkleiter am Audi-Standort Neckarsulm: Audi weite seine Modellpalette im Bereich der E-Fahrzeuge stetig aus und hat dazu im letzten Jahr ein Entwicklungshub für Hochvoltsysteme eröffnet. Doch auch auf anderen Feldern zeigt sich der Automobilhersteller innovativ: So werden im Programm „Digital Shift“ Mitarbeitende aus vielen verschiedenen Bereichen in Kooperation mit mehreren Bildungseinrichtungen weiterqualifiziert, um die digitale Transformation aktiv mitzugestalten.

Ungeheure Dynamik, enorme Herausforderungen

Den Zwischenstand von „Transformotive“ rund zwei Jahre nach der Gründung fasste anschließend Dr. Rudolf Luz, stellvertretender Koordinator des Bündnisses für Transformation, zusammen: Aufträge im Gesamtwert von über 1,9 Millionen Euro hat das Bündnis an externe Dienstleister für Analysen, Strategien und Wissensaufbau-Module vergeben, 10 Workshop-Reihen mit 58 Teilnehmenden durchgeführt und 169 Unternehmen besucht. Als große Herausforderung nannte Luz den Fachkräftemangel, als große Chance Studiengänge an Hochschulen der Region wie dem TUM Campus Heilbronn, die sich mit modernen Technologien beschäftigen.

Wie die Region im Transformationsprozess dasteht, fasste Luz bei der anschließenden Podiumsdiskussion zusammen: „Die Region hat eine ungeheure Dynamik in allen Bereichen hingelegt“, beantwortete er die Frage von Moderatorin Anja Krätschmer, Leiterin Transformation bei e-mobil BW, nach dem Ist-Zustand in Heilbronn-Franken. Nur um zu ergänzen: „Ich bin mir manchmal nicht im Klaren, ob den Akteuren, den Bürgerinnen und Bürgern in der Region bewusst ist, was sich in den nächsten 10 bis 15 Jahren noch so alles verändern wird.“ Auch Dr. Matthias Künzel von der VDI/VDE Innovation und Technik GmbH betonte einerseits das hohe Interesse bis hin zum Neid, die der Region in Europa entgegenschlage und appellierteandererseits, den Blick über den Tellerrand in andere Regionen Deutschlands und darüber hinaus zu wagen.

Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Die Bedeutung digitaler Souveränität in Zeiten, in denen die digitale Transformation viele Menschen zu überfordern droht, verdeutlichte Rolf Schumann, Leiter der Schwarz Digits KG, in seinem Vortrag: „Digitale Souveränität ermöglicht Unabhängigkeit und sichertFreiheit – Freedom of Choice.“ Zu diesem Zweck wurde Schwarz Digits gegründet und konzentriert sich auf die Bereiche Souveräne Cloud, Souveräne Cybersicherheit, Souveräne Künstliche Intelligenz sowie Souveräne Kommunikation. Den Heilbronner Innovationspark Künstliche Intelligenz (IPAI) bezeichnete er als „weltweit relevantes Projekt“.

Einblicke in Transformotive aus Sicht einzelner Akteure gab es im abschließenden Interview: „In Transformotivekönnen wir auf Augenhöhe ohne Interessensgegensätze – wie etwa der Tarifpolitik – zusammenkommen“, sagte Jörg Ernstberger, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Heilbronn/Region Franken von Südwestmetall. Elisabeth Giesen, Leiterin der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, betonte das große Potenzial vieler Akteure: „Es gibt genug Unternehmen in der Region, die die Chancen der digitalen Transformation nutzen und nicht nur die Risiken sehen.“ „Wir können die Zukunft nicht verhindern“, stellte Michael Unser, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm, angesichts des Wandels zur E-Mobilität fest. Gerade deswegen sei es notwendig, das Netzwerk weiter auszubauen und seine Akzeptanz zu erhöhen.

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