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Präzisionsmedizin für Krebspatienten bald Alltag durch neues Testverfahren?

Präzisionsmedizin für den einzelnen Patienten könnte bald zum Behandlungsalltag gehören: Berliner Wissenschaftler testen für Onkologen und Patienten, welche Krebsmedikamente bei einem individuellen Tumor voraussichtlich wirken werden. Vor Therapiebeginn, ohne Nebenwirkungen für den Patienten und ohne Tierversuche.

Nachdem COVID-19 lange Zeit als Gesundheitsthema dominierte, rückt der Weltkrebstag am 4. Februar Krebs und die vielen unterschiedlichen Gesichter dieser individuellen Erkrankung in den Fokus der Öffentlichkeit. Das diesjährige Motto „Versorgungslücken schließen“ macht dabei deutlich, dass noch zahlreiche Herausforderungen in der optimalen Behandlung dieser komplexen Erkrankung vor uns liegen.

Vor Behandlungsbeginn wissen, welche Krebstherapie für den individuellen Patienten effektiv ist

Einer der zentralen Herausforderungen begegnen die Wissenschaftler der Berliner Firma ASC Oncology auf dem Gesundheitscampus in Berlin-Buch: Bei rund der Hälfte aller Krebspatienten versagt die verschriebene Chemotherapie. Trotz Behandlungsleitlinien wissen heutzutage weder Arzt noch Patient, ob ein Krebsmedikament bei einem individuellen Tumor auch wirklich wirksam sein wird.

Denn jeder Patient reagiert bei einer Chemotherapie anders; wie lässt sich jedoch erst nach Wochen und Monaten während der Therapie feststellen.

Das durch den Krebsforscher Dr. Christian Regenbrecht mitentwickelte Reverse Clinical Engineering®-Testverfahren füllt diese Versorgungslücke und untersucht im Labor, ob ein Medikament effektiv wirkt oder nicht. Wie bei einem Testlauf werden im Labor Kopien des Patiententumors mit Krebsmedikamenten behandelt, um so verschiedene Behandlungsoptionen außerhalb des Körpers auszuprobieren. Der behandelnde Onkologe und der Patient wissen dann vor der tatsächlichen medikamentösen Therapie, ob und wenn ja welches Medikament bei dem einzelnen Patienten wahrscheinlich wirken oder nicht wirken wird.

Funktionsweise des Reverse Clinical Engineering®-Testverfahrens

Benötigt wird für das Testverfahren eine frische Gewebeprobe des Patiententumors, welche meist während einer Tumoroperation oder Biopsie entnommen wird. Aus dieser züchten die Wissenschaftler im Labor 3D-Kopien des Patiententumors, sogenannte Organoide, an denen die verschiedenen Medikamente getestet werden.

Die vom Patienten abgeleitete 3D-Mikrotumore bestehen aus Zellclustern und behalten die komplexe Architektur des Ursprungstumors bei. Eine Testung aller infrage kommender Therapieansätze dauert vier bis sechs Wochen – abhängig von der Wachstumsgeschwindigkeit der Mikrotumore, welche sich u.a. aus der Aggressivität des Tumors ergibt. Auf Grundlage dieser Daten zur Chemosensitivität kann ASC Oncology auf wissenschaftlicher Basis mögliche wirksame Medikamente sowie Resistenzen mit hoher Treffsicherheit voraussagen.

Erste Antworten auf häufige Fragen zum Reverse Clinical Engineering®-Testverfahren

Für welche Patienten ist das Testverfahren geeignet?

Mit dem Testverfahren kann die optimale medikamentöse Therapie für Patienten mit malignen soliden Tumoren (Karzinom oder Sarkom) ermittelt werden. Das Verfahren ist noch nicht für Blutkrebs oder Lymphdrüsenkrebs optimiert.

Wird der Test von Krankenkassen bezahlt?

In der Regel übernehmen die privaten Krankenkassen die für die Patienten anfallenden Kosten. Bei gesetzlich Versicherten entscheidet der Medizinische Dienst von Fall zu Fall. ASC Oncology unterstützt Patienten bei der Beantragung der Kostenübernahme und arbeitet daran, dass das Testverfahren in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen wird.

Wie viel kostet ein Test?

Die Kosten für das Testverfahren hängen von der Menge der getesteten Medikamente ab und beginnen mit der Testung von vier Medikamenten bei 5700 Euro.

Was passiert, falls ein Patient das Verfahren benötigt, aber nicht bezahlen kann?

Die Geschäftsführung von ASC Oncology hat 2020 gemeinsam mit Ärzten und Patientenvertretern den Verein „Cancer Rebels“ gegründet, der Krebsbetroffene finanziell unterstützt. Der Verein kann unter anderem auch bei der Nutzung des Testverfahrens einspringen, denn Teilhabe am medizinischen Fortschritt sollte nicht von fehlenden finanziellen Mitteln aufgehalten werden.

Mit welchen Kliniken und Kooperationspartnern arbeitet ASC Oncology zusammen?

Mit der Charité Universitätsmedizin Berlin, mit dem Sarkomzentrum des Helios Klinikum in Berlin-Buch, mit der Medizinischen Universität Innsbruck, mit dem Kantonsspital Baselland, mit dem Kings College London, mit der Universitätsmedizin Göttingen, mit dem Max-Planck-Institut, dem Guy‘s and St. Thomas‘ Hospital in London, dem Max Delbrück Center, der Universitätsmedizin Rostock und behandelnden Onkologen weltweit.

Wer ist ASC Oncology?

ASC Oncology wurde 2019 von neun führenden Wissenschaftlern der Kompetenzfelder Pathologie, Tumorbiologie, Biochemie, Biotechnologie und Molekularbiologie 2019 mit dem Ziel gegründet, sich der wichtigsten Herausforderung der modernen Onkologie anzunehmen: Patienten zur richtigen Zeit mit der richtigen Therapie zu versorgen.

 

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