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Shapewear: Formen messbar machen

Shapewear erobert deutsche Kleiderschränke. Bei Shapewear – also Kleidung, die bestimmte Körperregionen formen soll – handelt es sich längst nicht mehr nur um Unterwäsche, auch Ober- und Sportbekleidung soll bereits einen Shaping-Effekt vermitteln. Und der Markt boomt – nicht zuletzt, weil Shapewear auch zusehends vom Mann getragen wird.

Was früher das Korsett bewirkte, übernehmen heute hauchdünne und leichte Materialien, die eine Balance zwischen optischem Aspekt, Funktionalität und Tragekomfort schaffen sollen. Diese Materialien müssen somit wahre Alleskönner sein: Sie sollen bequem sein, Körperzonen deutlich sichtbar ausbilden oder auch minimieren, sie wirken an der Brust oder am Po, an der Taille, am Bauch oder am Oberschenkel. Ein Shaping-Effekt soll mal stützen, dann wieder anheben, der Umfang soll reduziert oder zumindest in der Silhouette geglättet werden.

Für die Hersteller bedeutet das eine Menge an Herausforderungen, die je nach Einsatz und Anwendung der Materialien und durch die Konstruktion des Produktes gelöst werden müssen. Und das vor dem Hintergrund, dass es bislang keine nützlichen wissenschaftlichen Parameter gibt, die die komplexen Wirkungszusammenhänge beschreiben.

Den Unternehmen fehlt eine objektive Methode zur differenzierten Beurteilung und Quantifizierung von Shaping-Effekten. Sie operieren vielfach mit eigenen Erfahrungswerten oder versuchen über Trial and Error das Gleichgewicht zwischen Shaping und Komfort zu finden.

Der Shaping-Effekt wird u.a. durch den Einsatz von Elasthan erreicht. Ein Material, das schon in der Produktion gegenüber anderen Materialien ein Mehrfaches an Maschinenstunden benötigt. Um die Wirtschaftlichkeit im Entwicklungsund Produktionsprozess zu gewährleisten, sind somit fundierte und gesicherte Entwicklungsparameter unabdingbar.

Alles in Form bringen

In einem aktuellen Forschungsprojekt der Hohenstein Group, dessen Ergebnisse im 2. Quartal 2019 vorliegen sollen, wird eine Quantifizierungsmethodik von Shaping-Effekten entwickelt. Die multifaktoriellen Wirkzusammenhänge der Einzelergebnisse der verschiedenen Verfahren werden dabei in ihrer Gesamtheit erforscht und beschrieben. Hierfür werden die komprimierenden Eigenschaften der Bekleidung mittels des von Hohenstein entwickelten Kompressionsprüfgerät HOSY, die formenden und stützenden Funktionen mittels 3D-Analyse sowie die Druckverhältnisse im konfektionierten Bekleidungsprodukt untersucht. Für die zuverlässige und reproduzierbare Analyse des Druckes wird in diesem Projekt eine Sensorbüste entwickelt und gefertigt.

Auf Grundlage dieser Forschungsarbeiten wird ein neues Beurteilungssystem entworfen, das die Quantifizierung der Shaping-Effekte anhand technischer Parameter über das gesamte Bekleidungsprodukt ermöglicht.

Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie erhalten über die Forschungsergebnisse eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung und Vermarktung von Shapewear-Produkten. Die Bereitstellung der Ergebnisse über den durchgehenden Entwicklungs- und Produktionsprozess zur Produktoptimierung und Qualitätskontrolle stellt für Unternehmen ein wichtiges Steuerungs-Tool dar, um vermeidbare Fehlinvestitionen zu reduzieren. Die Qualität der Produkte kann vielfältiger und besser gestaltet werden. Unternehmen können auf Basis der Forschungsergebnisse die Shaping-Effekte objektiv belegen und bewerben.

Das Bewertungssystem erlaubt eine feinere Abstimmung zwischen komprimierenden Eigenschaften und Tragekomfort. Hierdurch erhöht sich nicht nur die Produktqualität. Auch die Kundenzufriedenheit wird zunehmen: Erstmals können sich Kunden objektiv über ermittelte Produktfunktionen informieren. Und: Deutsche Hersteller von Bekleidungsprodukten mit Shaping-Effekten können aufgrund der Forschungsergebnisse neue internationale Märkte erschließen und sich besser gegen Mitbewerber behaupten.

Das IGF-Vorhaben 19442 N der Forschungsvereinigung Forschungskuratorium Textil e.V., Reinhardtstraße 12-14, 10177 Berlin wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung und
– entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Bundestages gefördert.

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