Die Produktion von hochwertigen Spritzgießteilen erfordert neben einer validierten Spritzgießmaschine und einem präzisen Spritzgießwerkzeug zwei weitere Schlüsselfaktoren – kontinuierliche Prozessüberwachung und gut ausgebildetes Personal. Der Spritzgießprozess wird schrittweise autonomer, wobei maschinelle Assistenzsysteme unauffällig Prozessschwankungen, z.B. verursacht durch Chargenschwankungen, ausgleichen. Auch die seit vielen Jahren etablierte werkzeuginnendruckabhängige Umschaltung auf Nachdruck gehört dazu.
Sensorik gewinnbringend einsetzen
Unabhängig von den eingesetzten Systemen ist die Weiterbildung des Fachpersonals unerlässlich. Deshalb bietet das Würzburger Institut den Kurs „Werkzeuginnendruck – Signale aus der Spritzgießform“ an. Eine intensive Schulung über den Einsatz dieser Technik bietet nicht nur Vorteile in der Prozessführung, sondern vermittelt auch Formenbauern das notwendige Hintergrundwissen, um die präzise Sensorik gewinnbringend einzusetzen. Hier schulen das SKZ und Kistler die Teilnehmer in zwei vollen Tagen, von der richtigen Sensorinstallation über die Interpretation der Druckkurven bis hin zur Prozessregelung. In diesem erweiterten Kurs können sich die Teilnehmer und Trainer auf das neue ComoNeo 5887A zur Optimierung und Regelung des Spritzgießprozesses freuen.
Zusammenarbeit seit Ende der 90er Jahre
Neben den gemeinsamen Aktivitäten in der Bildung begann die Zusammenarbeit zwischen dem SKZ und Kistler in der Forschung und Entwicklung bereits Ende der 90er Jahre mit dem Einsatz von direkt messenden Schmelzedrucksensoren im Schneckenvorraum. Dank des Einsatzes von Sensoren in der Plastifiziereinheit und im Spritzgießwerkzeug konnten viele weitere Forschungsprojekte erfolgreich durchgeführt werden. So gelang es den Forschern am SKZ im Projekt „Analyse der Werkzeugatmung“, erstmals Druck, Temperatur und die Atmung im Werkzeug während des Formteilentstehungsprozesses zusammenzuführen.
Gesteigerte Nachfrage nach duroplastischen Werkstoffen
Für ein aktuelles Versuchswerkzeug im Bereich der Duromer Verarbeitung stehen den Wissenschaftlern nun fünf neue Werkzeuginnendrucksensoren des Typs 6157C zur Verfügung. Die fast vergessene Werkstoffklasse der spritzgießfähigen Duroplaste erlebt derzeit eine gesteigerte Nachfrage. Höhere Anforderungen hinsichtlich Temperaturverhalten sowie elektrischem Isoliervermögen bei deutlich geringeren Materialpreisen im Vergleich zu Hochleistungsthermoplasten machen die duroplastischen Werkstoffe für die Elektromobilität äußerst attraktiv. Die Erfassung des Druckverlaufs in der Aushärtephase steht bei den Forschern aktuell im Fokus.
„Wir freuen uns auf viele weitere Jahre mit Sensorik von Kistler im SKZ und viele spannende Projekte mit großartigen Entwicklungen für den industriellen Einsatz“, sagt Robert Held, Gruppenleiter Bildung Spritzgießen/Additive Fertigung am SKZ.
Das SKZ ist ein Klimaschutzunternehmen und Mitglied der Zuse-Gemeinschaft. Diese ist ein Verbund unabhängiger, industrienaher Forschungseinrichtungen, die das Ziel verfolgen, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, insbesondere des Mittelstandes, durch Innovation und Vernetzung zu verbessern.
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