Zu Beginn ihrer Karriere stach Gita Gopinath mit bahnbrechenden Arbeiten zu Staatsschulden und Zahlungsausfällen, Konjunkturzyklen in Schwellenländern und der internationalen Kapitalallokation hervor. In jüngster Zeit hat sie Pionierarbeit in der Erforschung der Rolle von Leitwährungen im internationalen Wirtschaftssystem geleistet. Gemeinsam mit Koautoren stellte sie konventionelle Sichtweisen in Frage und führte das Konzept des „Paradigmas der Leitwährung“ ein, indem sie aufzeigte, dass die globale Rolle des US-Dollars weitreichende Auswirkungen auf die Wechselkurse, den internationalen Handel und die Geldpolitik hat.
Bevor sie in die IWF-Führung aufstieg, war Gita Gopinath von 2005 bis 2022 Professorin an der Harvard University. Davor war sie Assistenzprofessorin für Wirtschaftswissenschaften an der Booth School of Business der University of Chicago. Sie promovierte in Wirtschaftswissenschaften an der Princeton University, nachdem sie einen B.A.-Abschluss am Lady Sri Ram College und einen M.A.-Abschluss an der Delhi School of Economics und an der University of Washington erworben hatte.
„Mit ihren Arbeiten der letzten zwei Jahrzehnte ist Gita Gopinath zu einer der weltweit einflussreichsten Wissenschaftlerinnen auf den Gebieten der internationalen Finanzen und der internationalen Makroökonomie aufgestiegen. In ihren Arbeiten verbindet sie auf elegante Weise theoretische Modellierung mit modernster empirischer Analyse auf Grundlage umfangreicher Daten“, sagte Moritz Schularick, Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft. „Dadurch hat ihre Forschung nicht nur unser theoretisches Verständnis des internationalen Wirtschaftssystems erweitert, sondern auch entscheidende praktische Erkenntnisse geliefert, sei es zur Rechnungslegung und zu Wechselkurseffekten im internationalen Handel oder zu den Wirkungen niedriger Zinsen auf das Produktivitätswachstum.“
Neben ihrer herausragenden Forschungstätigkeit hat Gita Gopinath auch bedeutende Beiträge zur Bewältigung globaler Herausforderungen geleistet. Als Chefvolkswirtin des IWF spielte sie eine zentrale Rolle bei der Steuerung der Weltwirtschaft durch die turbulenten Jahre der COVID-19-Pandemie. Sie entwickelte einen kühnen Plan zur Beschleunigung der weltweiten Impfbemühungen und setzte sich unermüdlich für eine stärkere internationale Zusammenarbeit ein. Gleichzeitig war sie mitverantwortlich dafür, den IWF-Ansatz zur Unterstützung von Ländern in der Steuerung internationaler Kapitalströme zu erneuern. Das Ergebnis war das innovative „Integrated Policy Framework“, das weltweit einen neuen Standard für politische Analysen und Regierungsberatung gesetzt hat.
Lebenslauf von Gita Gopinath auf der Website des IWF
Der Bernhard-Harms-Preis
Das Kiel Institut für Weltwirtschaft vergibt den Bernhard-Harms-Preis seit 1964 an herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der internationalen Ökonomie und für besondere Verdienste um die Förderung weltwirtschaftlicher Beziehungen. In diesem Jahr wird der Preis zum ersten Mal in Berlin verliehen. Die Verleihung findet am 30. November 2023 im historischen „Weltsaal“ des Auswärtigen Amtes statt. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und nach Bernhard Harms benannt, der das Institut 1914 gegründet hat.
Die jüngsten Preisträger des Bernhard-Harms-Preises sind Lord Nicholas Stern (2021), Carmen Reinhart (2018), Marc Melitz (2016) und Abhijit Banerjee (2014).
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