In Berlin fand am 11. + 12. September 2023 in Berlin die nun als AKKKO vermarktete siebte Akkreditierungskonferenz der DAkkS statt, nach eigener Angabe Deutschlands größtes Expertinnen- und Expertentreffen des Akkreditierungs- und Konformitätsbewertungssektors.
Etwa 400 Teilnehmende und Referierende kamen im Steigenberger Hotel am Kanzleramt zusammen, um sich über aktuelle Themen aus dem Akkreditierungswesen auszutauschen.
Der erste Konferenztag stand ganz im Zeichen neuer Entwicklungen bei der DAkkS, während der zweite Tag sich den beiden Hauptthemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit widmete.
Die letzten Akkreditierungstagungen der DAkkS starteten mit einem Abendevent und dem Programm am Folgetag. Diesmal begann das Programm bereits am Nachmittag des ersten Tages um 15 Uhr mit der Eröffnung durch Herrn Dr.-Ing. Stephan Finke, den Geschäftsführer der DAkkS.
Er berichtete, dass die DAkkS die letzten Jahre genutzt habe, um sich einem nach eigenen Worten „extrem notwendigen System- und Strukturupdate“ zu unterziehen. Bis Ende 2024 sollen die Aufbau- und Ablauforganisation verbessert und die Digitalisierung vorangetrieben werden. Damit soll eine drastische Reduzierung der Bearbeitungszeiten der Akkreditierungsverfahren erreicht werden.
Kein neues Ziel, aber ein wichtiges auch für die ca. 4000 akkreditierten Stellen.
„DAkkS-Port“ startet im September 2023
Wie Helmar Lehmann von der DAkkS ausführte, erhielt die DAkkS durch das Online-Zugangs-Gesetz (OZG) von 2017 ein Budget, um durch ein Digitalisierungsprojekt Akkreditierungsverfahren kundenorientiert zu vereinfachen und zu beschleunigen. Anfang 2022 startete die Umsetzung und pünktlich zu AKKKO 2023 geht das Produkt an den Start: ab 13. September werden sukzessive alle Kunden der DAkkS nach und nach umgestellt. Dadurch kann der Antragsprozess im Portal transparent digitalisiert und Dokumente und Daten können übernommen werden. Allerdings umfasst die Lösung erst eine Art Basisumfang, künftige Ausbaustufen wie Hinterlegung des Geltungsbereichs oder Begutachtungsplanung werden noch auf sich warten lassen.
Digitales Akkreditierungssymbol kommt 2024
Prof. Dr. Raoul Kirmes, ebenfalls von der DAkkS, kündigte den Start des digitalen Akkreditierungssymbols (eAttestation) zum 30. März 2024 an. Akkreditierte Stellen können dann auf Antrag bei der DAkkS ihre digitalen Ergebnisberichte beispielsweise im pdf- oder xml-Format um einen Echtheitsnachweis erweitern, der neben dem Namen der akkreditierten juristischen Person auch die Nummer des Akkreditierungsverfahrens und das Hoheitszeichen der DAkkS enthält.
Die Kosten sollen bei einigen hundert Euro pro Jahr liegen.
Neues vom DAkkS-Regelwerk
Dr. Andreas Hönnerscheid und Wolfram Hartmann stellten Struktur und Systematik des neuen Regelwerks der DAkkS vor. Es folgt dem Motto „weniger ist mehr“: viele der alten Dokumente werden verschwinden oder sind schon verschwunden und inhaltlich nur teilweise substituiert.
Die Verschlankung soll alles übersichtlicher, aber auch juristisch weniger angreifbar machen. Die entstehenden Lücken werden den Ermessensspielraum bei Begutachtungen vergrößern mit allen zugehörigen Vor- und Nachteilen.
Die Umstellungen sind bis Mitte 2024 geplant und erfolgen sukzessive sozusagen im laufenden Betrieb: es muss also ständig mit wegfallenden und neuen Regeln gerechnet werden.
Ob die DAkkS bei diesem Pferdewechsel im Galopp eine QM-konforme Lenkung der Dokumente mit wirksamer Schulung aller Begutachtenden und Information ihrer Kunden für entbehrlich hält, blieb offen. Wörtlich hieß es lediglich: die gültigen Regeln sind die, die veröffentlicht sind.
Na ja, liebe DAkkS-Kunden, Sie haben ja sicher jemand übrig im Team, der ständig die DAkkS-Seite auf neue und weggefallene Regelungen screenen kann. Und vielleicht erstmal alles sichern, was man auch morgen noch lesen können möchte.
KI wirft lange Schatten voraus
Ein Impulsvortrag von Prof. Dr. Tobias Schaeffler von der PTB widmete sich dem Topthema Künstliche Intelligenz. Während der gesamten Veranstaltung ging es immer wieder um KI und es wurde deutlich, dass die Bedeutung des Themas ebenso überwältigend werden wird wie die damit verbundenen Herausforderungen. Viele Chancen, viele Risiken, viel Dynamik, viele offene Fragen – und die Gewissheit, dass man sich dem Thema intensiv widmen muss, so etwa könnte man das Fazit formulieren.
Abendprogramm
Am Abend traf man sich dann in der Foodfactory im Cube Berlin – gleich gegenüber dem Konferenzhotel und mit Blick aufs Kanzleramt – in lockerer und kommunikativer Runde.
Auf in den Vortragsraum – zur Videobotschaft des Ministers
Zum Start des zweiten Tages wurde demonstriert, wie Digitalisierung schon heute funktioniert: 400 aus allen Ecken der Republik Angereiste versammelten sich um 9 Uhr, um sich die Videobotschaft von Minister Volker Wissing anzuschauen und anzuhören. So fanden Verkehr und Digitales wunderbar zusammen 😉
Digital, nachhaltig, sicher: Podiumsdiskussion zur Qualitäts-Infrastruktur
Interessant wurde es in der einstündigen Podiumsdiskussion zum Thema „Digital, nachhaltig, sicher – wie bleiben wir zukunftsfähig?“ Neben dem Leiter der DAkkS war das Podium mit zwei Staatssekretären und Spitzenvertretern von DIN, BDI, PTB und TÜV Nord wirklich hochkarätig besetzt. Es wurde deutlich, dass eine moderne, digitale und nachhaltige QI (Qualitätsinfrastruktur) nach Einschätzung des gesamten Panels von herausragender Bedeutung ist. Vielfach wurde auf die Verschränkung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit hingewiesen – sowie auf die Notwendigkeit, systemisch und vernetzt zu denken und zu handeln. Und dabei schnell und entschlossen genug zu sein, um Ländern wie China und USA nicht das Feld zu überlassen.
Erste Pilotkunden nutzen bereits eAttestation
Das digitale Akkreditierungssymbol (eAttestation) befindet sich an der Schwelle zum Praxiseinsatz. Das zeigten die Berichte von vier Pilotkunden der DAkkS, die ihre pdf- oder xml-Dateien von Prüfberichten bzw. Kalibrierscheinen um das neue digitale Akkreditierungssymbol ergänzten. Die technischen Hürden sind überwindbar und wie Heribert Schorn berichtete liegt ein großer Vorteil darin, dass die Berichte bzw. Kalibrierscheine nun gegen versteckte Änderungen oder Fälschungen geschützt sind. Dies schafft dem ausgebenden Labor Sicherheit und reduziert Haftungsrisiken.
Expertenrat statt Sektorkomittees
Seit Gründung der DAkkS (und auch schon zu Zeiten der Vorgängerstellen wie DACH und DAP) waren die Sektorkomittees entscheidende Fachgremien, sozusagen das fachliche Rückgrat. Nun hat die DAkkS diese Gremien aufgelöst und benennt bei Bedarf nach offenbar freiem Ermessen Expertenteams, die dann Fachaufgaben übernehmen und Entscheidungen vorbereiten. Einige Mitglieder früherer Sektorkommittees zeigten sich in Pausengesprächen erstaunt bis irritiert auch über die Vorgehensweise der DAkkS: „Auf jeden Fall hat sich die DAkkS damit das Leben einfacher gemacht“ war einer der Kommentare.
DCC auf der Suche nach Use Cases
Von PTB und DAkkS wird seit einiger Zeit der digitale Kalibrierschein DCC extrem gepusht. Es geht dabei nicht um eine einfache pdf-Datei, sondern um eine maschinenlesbare xml-Datei, die dem Empfänger große Vorteile bieten soll. Auch auf der AKKKO konnte der Eindruck entstehen, dass man hier mit nationalem Ehrgeiz endlich mal bei einem Digitalisierungsthema die Nase vorn haben will, ohne dass hinreichend greifbare Kundenbedürfnisse und wirtschaftlich sinnvolle Anwendungsfälle vorhanden sind.
Kalibriermarken bald auch mit DAkkS-Logo
Ab 2024 will die DAkkS Kalibrierlaboratorien auf Antrag die Möglichkeit bieten, bei DAkkS-konformen Kalibrierungen das DAkkS-Logo in die Kalibriermarken aufzunehmen, so dass es nicht nur auf den Kalibrierscheinen, sondern auch auf den kalibrierten Geräten sichtbar ist. An einem der Stände im Hotelfoyer wurden erste Entwürfe gezeigt. Sicher ein sinnvoller Ansatz, allerdings werden die Kalibriermarken dadurch etwas größer, was auf kleinen Prüfmitteln wie Pipetten ein Problem sein könnte.
Wie digital ist die DAkkS wirklich?
Diese Frage stand durchaus im Raum, zumal fast alle berichteten Digitalisierungserfolge entweder „work in progress“ oder eher Absichtserklärungen und Vorankündigungen waren.
Laut einer Pressemeldung vom 31. Mai optimiert die DAkkS seit 1. Juli 2023 kontinuierlich ihre Prozesse. Es heißt dort wörtlich: „Gleichzeitig werden mit den angepassten Prozessen die Voraussetzungen geschaffen, den Akkreditierungsprozess zukünftig schrittweise zu digitalisieren“.
Zwischen den Zeilen kann man also lesen: im Juli startete ein kontinuierlicher (und in der Dauer nicht spezifizierter) Prozess, der dann erst mal die Voraussetzungen schafft, den Akkreditierungsprozess schrittweise zu digitalisieren. Manche fühlten sich an das „Berliner Deutschlandtempo“ erinnert.
Zusammenfassung
Die Location war gut gewählt, zentraler geht es nicht: Hotel wie Abendveranstaltung direkt neben dem Hauptbahnhof mit Blick auf Spree und „Waschmaschine“, wie die Berliner das Bundeskanzleramt gerne nennen. Das ermöglichte eine bequeme und nachhaltige An- und Abreise mit dem Zug ohne zeitraubende Bus- oder Taxifahrten durch Berlin.
Eine Verbesserung gegenüber den Vorgängertagungen waren die vielen Kontaktmöglichkeiten zu DAkkS-Mitarbeitenden an den verschiedenen Ständen im Foyer – das sollte beibehalten werden.
Die „Kunden“ der DAkkS, nämlich die akkreditierten Konformitätsbewertungsstellen, allen voran die vielen medizinischen, Prüf- und Kalibrierlaboratorien stellten den Löwenanteil der Teilnehmenden. Doch sie kamen nicht voll auf ihre Kosten, denn ihre Probleme und Fragen wurden im Programm kaum adressiert. Vielmehr versteht sich die AKKKO als Informations- und Austauschplattform für Akteurinnen und Akteuren aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Verbänden und Wissenschaft – so war es auch in der Programmankündigung zu lesen. Interaktionsmöglichkeiten in kleiner Runde waren in den Pausen und im Rahmenprogramm zwar reichlich vorhanden – in den Vortragssessions entstand aber der Eindruck, dass man Diskussionen mit den akkreditierten Stellen lieber aus dem Weg gehen wollte: es wurde keine einzige Frage aus dem Publikum im Anschluss an die Vorträge zugelassen – und weder am ersten noch am zweiten Tag fand eine offene Abschlussdiskussion statt. Über das Onlinetool Slido hinaus war Input aus dem Publikum nicht gewünscht – das fanden viele sehr schade!
Verbesserungspotenzial steckt auch noch in einem anderen Punkt: viele fänden es toll, wenn die DAkkS die Schulungs- und Qualifizierungsunterlagen, die ihre Begutachtenden bekanntermaßen bei jeder akkreditierten Stelle einsehen möchten, diesen auch anlässlich der AKKKO zur Verfügung stellen würde, nämlich:
- Vollständige Vortragsunterlagen – vorab als pdf
- Teilnahmebescheinigungen
Abschließend gebührt dem gesamten Team der DAkkS ausdrücklicher Dank für den engagierten Einsatz bei der AKKKO 2023 – mit 3 K.
Autor: Dr. Roman Klinkner, Dr. Klinkner & Partner GmbH
Auf dem Forum AKKREDITIERUNG, das am 10. und 11. Oktober 2023 online stattfindet, werden die wichtigsten Ergebnisse der AKKKO 2023 ausführlich behandelt.
Das Forum ist konzipiert für alle, die QUALITÄT im akkreditierten Labor großschreiben. Erfahren Sie Wichtiges und Aktuelles in Fachvorträgen. Tauschen Sie sich mit DAkkS-Begutachtenden und anderen akkreditierten Stellen aus. Lernen Sie, wie die Tücken der Akkreditierung pragmatisch gelöst werden können. Diskutieren Sie mit über all die Themen, die akkreditierten Laboren immer wieder begegnen.
Die Dr. Klinkner & Partner GmbH ist ein auf die Laborbranche spezialisiertes, unabhängiges Schulungs- und Beratungsunternehmen, das seit 25 Jahren mit den Schwerpunkten Analytik, Labor- und Qualitätsmanagement im gesamten deutschsprachigen Raum tätig ist.
Im Auftrag der htw saar organisiert Klinkner & Partner alle Veranstaltungen des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Labor- und Qualitätsmanagement“ sowie verschiedener Zertifikatsstudiengänge.
Zum Leistungsspektrum gehört auch ein von der DAkkS nach DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditiertes Pipetten-Kalibrierlabor.
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