„Es wird immer wichtiger, dass wir bei der Energie- und Wärmeversorgung möglichst viele dezentrale Lösungen haben“, sagte Geywitz und ergänzte: „Das schafft Resilienz“. Bei einer Führung durch die Technik-Räume zeigte sie sich beeindruckt von der Ingenieursleistung und ihrer relativ kompakten Umsetzung, die einen Einsatz auch im Bestand oder in neuen Wohnungsbauquartieren ermöglicht.
Die Abwasserwärme-Nutzungsanlage der THM ist mit einer bauartgleichen in Fulda die größte ihrer Art in Hessen. Stünde sie in einem Wohngebiet, könnte sie im Sommer knapp 200 Haushalte mit Kälte, im Winter mit Heizwärme versorgen, sagte Gastgeber Prof. Dirk Metzger, THM-Vizepräsident für strategische Bauplanung und Nachhaltigkeit. Dazu holt eine Schachtsiebanlage das Abwasser aus dem Kanal der Mittelhessischen Wasserbetriebe, dem Projektpartner. Von dort wird das flüssige Medium in einen Wärmetauscher im Gebäude gepumpt, während die Feststoffe zurück in den Kanal gefördert werden.
Im Winter wird dem Abwasser Wärme entzogen und über die Wärmepumpe Heizwärme erzeugt, im Sommer wird umgeschaltet und Kälte erzeugt. Die nötige elektrische Energie für den Betrieb der Anlage stellt Photovoltaik zur Verfügung. Die Wärmepumpe kann rund 850 kW Wärmeleistung bereitstellen, im Sommer rund 600 kW Kälte. „So sparen wir den Ausstoß von etwa 300 Tonnen CO2 ein“, erläuterte Metzger.
Der Vizepräsident berichtete, dass die Idee zum Bau einer Abwasserwärme-Nutzungsanlage bereits vor der Pandemie bestanden habe. An die Umsetzung des mit rund einer Million Euro aus dem Fonds „REACT-EU“ geförderten Projektes ging es im Jahr 2022, als das Facility Management der THM ein Energiekonzept entwickelte und nach Besichtigung einer Pilotanlage in die konkrete Planung einstieg. „Und diese Anlage bildet nur den ersten Schritt hin zu einer für Nachhaltigkeit und Haushalt sinnvollen Weiternutzung von Bestandsgebäuden“, erklärte Dirk Metzger. Das Gebäude C10 an der Wieseck, in das die Technik integriert wurde, soll ab 2024 als erstes energetisch auf den neuesten Stand und somit fit für den Weiterbetrieb gemacht werden. Weitere Häuser sollen folgen.
„Was Sie hier tun, ist im Prinzip kommunale Wärmeplanung – nur eben auf einem Campus“, hob Bundesministerin Klara Geywitz hervor. Dass die Hochschule dafür auf Abwasser als überall verfügbaren Energieträger setze, sei innovativ: „Sie nutzen etwas, das eigentlich als Problem angesehen wird, ohne zusätzliche Kosten oder Umweltbelastungen zu erzeugen.“ Dass die Technik im Sinne eines Reallabors zudem für Lehre und Forschung zur Verfügung stehe, komplettiere den Gedanken der Nachhaltigkeit.
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