Vorfahrt Vernunft soll den Blick von Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit auf die schwierige Verkehrssituation lenken und Verbesserungen für die regionale Wirtschaft erzielen. „Die Kampagne richtet sich ausdrücklich nicht gegen eine Verkehrswende, sondern steht für eine Verkehrswende, aber durchdacht“, teilen die Initiatoren mit. Und weiter: „Wir wollen durch vernünftige und konstruktive Vorschläge erreichen, dass weniger Staus entstehen, Baustellen besser koordiniert und Liefer- und Ladezonen ausgeweitet werden.“ In der kommenden Zeit machen die Initiatoren von Vorfahrt Vernunft mit einer eigenen Website (www.vorfahrt-vernunft.de), Großplakaten und Plakaten in Schaufenstern, Aufklebern auf Autos, Anzeigenwerbung und Social-Media-Posts auf ihr gemeinsames Anliegen aufmerksam.
Erst im Frühjahr 2023 zeigte eine breit angelegte Umfrage der IHK und der Kreishandwerkerschaft bei ihren Mitgliedern, wie groß die Unzufriedenheit inzwischen ist. So haben sich für 73 Prozent der Betriebe die Verkehrsbedingungen für Pkws und Lkws in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert. Über vier von fünf Betrieben sind jedoch auf Pkws angewiesen und können nicht auf andere Verkehrsmittel ausweichen. 40 Prozent befürchten Einkommenseinbußen wegen der Verkehrslage, für sieben Prozent ist die Situation sogar existenzbedrohend.
„Für die Wirtschaft ist die Erreichbarkeit der Unternehmensstandorte und der Kunden ein wesentlicher Standortfaktor“, argumentiert IHK-Präsident Stefan Hagen bei der Vorstellung der Kampagne. „Für viele Betriebe, etwa Transport- und Logistikunternehmen, Speditionen, Lieferdienste oder Handwerksbetriebe, ist der Einsatz von Kfz schlicht alternativlos.“ Kreishandwerksmeister Thomas Radermacher sagt: „Die Unternehmen benötigen für ihre Fahrten zu Geschäften, Betrieben und Kunden immer mehr Zeit, finden häufig keinen Parkplatz oder müssen Strafzettel in Kauf nehmen.“ Folgen wie verzögerte Lieferungen, höhere Preise und abgelehnte Aufträge seien längst für Betriebe, Kunden und Geschäftspartner spürbar.
Die Kampagne „VORFAHRT VERNUNFT“ rückt insbesondere vier Verkehrsprobleme in den Mittelpunkt, unter denen die Wirtschaft besonders leidet: Staus, Baustellen, Parkflächen und Ladezonen.
Beispiel Baustellen: „Wir sprechen uns für den Erhalt, den Ausbau und die Instandhaltung von Verkehrswegen aus“, betonen die Initiatoren. Dies gehe zwangsläufig mit Baustellen einher. Aber: „Viele Einschränkungen sind planbar. Es bedarf einer deutlich besseren Koordination.“ Und weiter: „Bypässe müssen offengehalten oder eingerichtet werden, um das Verkehrsnetz zu entlasten.“
Beispiel Staus: Um das durch ständige Staus belastete Bonner Verkehrsnetz zu entlasten, plant die Stadt unter anderem ein Radverkehrsnetz samt Vorrangrouten. Beispielsweise wird diskutiert, die Adenauerallee von zwei auf eine Fahrspur für Pkws pro Richtung zu verengen. Die jeweils freiwerdende Spur soll in sogenannte „Protected Bike Lanes“ verwandelt werden. Dieser Vorschlag ist aus Sicht der Initiative nicht ausgereift.
„Dem Pkw- und Lkw-Verkehr wird immer mehr Raum auf den Hauptverkehrsstraßen entzogen, ohne dass Alternativen geschaffen werden. Darunter leidet die Stabilität des Verkehrsnetzes. „Wir befürworten grundsätzlich ein Radwegenetz in Bonn. Dieses sollte jedoch von den Pkw-Hauptverkehrsstraßen entkoppelt sein.“ Zudem sollte es nicht nur Vorrangrouten für Fahrräder geben, sondern auch Vorrangrouten für Pkws und Lkws. Sollte sich der Stadtrat für einen Verkehrsversuch auf der Adenauerallee entscheiden, ist es für die Initiatoren zentral, dass die regionale Wirtschaft einbezogen wird. Dazu gehören Fragen zur Planung, Umsetzung und Erfolgsmessung. „Transparenz und Dialog sollten in diesem Prozess oberstes Gebot sein“, so die Initiatoren abschließend.
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