Die Grauwacke ist ein zumeist grauer Sandstein, in dem schlecht gerundete und unsortierte Sandkörner in eine sehr feste feinkörnige Matrix eingebunden sind. Es handelt sich um ein sehr widerstandsfähiges Gestein, das in vielen Varianten vorkommt.
Lange konnten sich die Geowissenschaftler die Entstehung dieses Gesteins nicht erklären. Wie so häufig, kam der Zufall zu Hilfe: In den 1950er Jahren untersuchten Geowissenschaftler im Nordatlantik eine Serie von Brüchen transatlantischer Telefonkabel, die sich 1929 ereigneten und offensichtlich mit einem Erdbeben vor der Küste Neufundlands in Zusammenhang standen. Die exakt gemessenen Zeitpunkte der Bruchereignisse konnten schließlich damit erklärt werden, dass durch das Erdbeben eine große Masse an Ton und Sand ins Rutschen geraten war, die als Trübestrom (vergleichbar mit einem Schlammstrom unter Wasser) den Kontinentalhang hinabglitt und die Kabel zerriss. Diese Trübeströme bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h und können dabei mehr als 100 km zurücklegen. Die Wissenschaftler entnahmen im fächerförmigen Ablagerungsgebiet Proben und entdeckten darin genau die gleichen Merkmale, wie man sie auch bei der Grauwacke beobachtet hatte. So wurde ein jahrhundertealtes Geologie-Rätsel gelöst!
Die harte Grauwacke überzeugt durch sehr gute Haltbarkeit und sehr gute Pflegeeigenschaften. Deshalb wird sie gerne als Mauerstein, für Terrassenplatten oder auch als klassischer Pflasterstein verwendet, aber auch als Wasserbaustein, für Schotter und Splitt oder als Zuschlagstoff für Asphalt und Beton. In der Staumauer der Edertalsperre, dem drittgrößten Stausee Deutschlands, wurden etwa 300.000 m³ Bruchsteinmauerwerk aus Edersee-Grauwacke verarbeitet.
In Deutschland wird Grauwacke noch in 21 Steinbrüchen abgebaut. Bedeutende Vorkommen in Deutschland liegen in der Eifel, im Frankenwald und Harz, in der Lausitz und im Sauerland, im Thüringischen Schiefergebirge und bei Waldeck in Hessen – d.h. in den „alten“ Gebirgen, die heute die Mittelgebirgsschwelle Zentraleuropas bilden.
Das „Gestein des Jahres“ wird jährlich von einem Expertengremium unter Leitung des BDG Berufsverbands Deutscher Geowissenschaftler e.V. ausgewählt, mit dem Ziel, Gesteine, die aufgrund ihrer geologischen Entstehung und wirtschaftlichen Bedeutung bemerkenswert sind, in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. In den letzten Jahren wurden beispielsweise Granit (2007), Basalt (2009), Sand (2016) oder Steinkohle (2018) zum Gestein des Jahres bestimmt. Zum Gestein des Jahres erscheinen Faltblätter, ein Plakat und weitere Publikationen; die feierliche „Taufe“ der Grauwacke zum Gestein des Jahres 2023 findet im April im Vogtland statt.
Weitere Informationen unter: www.gestein-des-jahres.de
Der BDG Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e. V. vertritt seit nahezu 40 Jahren die Interessen des Berufsstandes der deutschen Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler. Der BDG ist damit zentraler Ansprechpartner bei allen berufsständischen Belangen der verschiedenen GeoBranchen, wie beispielsweise Umweltgeologie, Geotechnik, Rohstoffgeologie, Hydrogeologie, Schadstofferkundung, geophysikalische Erkundung, Geothermie, Wissenschaft oder Abfallwirtschaft. Derzeit hat der BDG 2.000 Mitglieder, darunter mehr als 140 Firmen und Unternehmen aus allen Bereichen der Geowissenschaften.
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