Heute: Oya Cingöz, Virologin
Oya Cingöz ist Virologin und stammt aus Ankara in der Türkei. Ihre Ausbildung und ihre Arbeit führten sie in Städte auf der ganzen Welt, darunter Wien, Triest, Boston und New York. Seit einigen Jahren hat sie in Berlin ihren Lebensmittelpunkt gefunden, wo sie eine Forschungsgruppe am Robert-Koch-Institut leitet, die sich mit Viren und angeborener Immunität beschäftigt. Seit 2022 ist sie Fellow des Klaus Tschira Boost Fund.
Wie kam es dazu, dass Wissenschaft Ihr Arbeitsgebiet wurde?
Oya Cingöz: Als ich fünf Jahre alt war, habe ich zu meiner Mutter gesagt: „Ich werde Wissenschaftlerin und entdecke Dinge, die noch niemand zuvor entdeckt hat.“ Im Kopf hatte ich dabei den verrückten Professor aus dem Film „Zurück in die Zukunft“ (lacht). Ich denke, ich wollte nie etwas anderes machen.
Was fasziniert Sie daran?
Oya Cingöz: Das Überschreiten der Grenzen des Wissens. Fragen zu stellen, die noch nicht beantwortet wurden oder an die man noch nicht einmal gedacht hat. Methoden zu entwickeln, um Dinge auf eine andere Art und Weise anzugehen. Neugierde.
Wie würden Sie einem Kind Ihre Forschungsarbeit erklären?
Oya Cingöz: Wenn uns ein Virus angreift, reagieren die Zellen in unserem Körper auf viele verschiedene Arten und versuchen, uns vor dem Virus zu schützen. Die betroffenen Zellen sprechen mit anderen Zellen, um sie vor dem Virus zu warnen. Sie stellen ihre normalen Aufgaben zurück und beginnen mit etwas anderem. Wir möchten verstehen, auf welche unterschiedlichen Weisen unsere Zellen versuchen, sich zu schützen, oder, wenn sie es nicht können, wie sie sich gegen Virusangriffe wehren.
Was ermöglicht Ihnen der Klaus Tschira Boost Fund, was sonst nicht möglich wäre?
Manchmal sind es die risikoreichen oder nicht so offensichtlichen Fragestellungen, die die Chance auf eine große Entdeckung bergen. Dank des Klaus Tschira Boost Fund kann ich jetzt eine dieser Fragen stellen und gezielt nach einer Antwort suchen. Ich werde untersuchen, ob eine zusätzliche Ebene der Genregulation in den Wirtzellen vorhanden ist, um sie vor Infektionen zu schützen.
Was erfüllt Ihr Herz jenseits der Arbeit?
Oya Cingöz: Alltägliche Dinge: mein Partner, meine Familie und meine Freunde. Gutes Essen und guten Wein in guter Gesellschaft zu genießen. Das Kreuzworträtsel der New York Times. Stricken. Wandern. Schlafen.
Lektüre? Wenn ja, was und in welcher Form?
Oya Cingöz: In letzter Zeit hauptsächlich wissenschaftliche Artikel (lacht). Diese lese ich auf meinem Computer, da ich versuche, kein Papier durch Drucken zu verschwenden. Zeitungsartikel lese ich meist auf meinem Smartphone. Bei Büchern bevorzuge ich allerdings immer noch die gedruckte Version. Ich mag den Geruch von Papier so gern.
Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940-2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de
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