Presseartikel mit Niveau – Einfach gut!

Wissenschaftlerinnen des Paul-Ehrlich-Instituts gewinnen Forschungspreis des Landes Rheinland-Pfalz

  • Forscherinnen des Paul-Ehrlich-Instituts erhalten den "Forschungspreis des Landes Rheinland-Pfalz zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden für Tierversuche sowohl in der wissenschaftlichen Forschung als auch in der Lehre". Aufgrund der Corona-Pandemie fand keine öffentliche Preisverleihung statt.
  • Die Preisträgerinnen wiesen nach, dass bei der Herstellung von Tetanusimpfstoffen der im Rahmen der Unbedenklichkeitsprüfungen durchzuführende sogenannte "Irreversibilitätstest für Tetanustoxoide" verzichtbar ist.
  • Die Arbeit der Wissenschaftlerinnen hat zur Streichung des Tests aus dem Europäischen Arzneibuch geführt. Seit Anfang 2021 können alle europäischen Impfstoffhersteller auf diesen Tierversuch mit Meerschweinchen verzichten.

"Dass aufgrund der Corona-Situation keine persönliche Preisübergabe abgehalten werden konnte, schmälert nicht die Bedeutung der Arbeit, die mit der Verleihung des Forschungspreises gewürdigt wird und Motivation für weitere solche Projekte sein soll. Die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten spielt in Rheinland-Pfalz nicht erst seit Corona eine große Rolle. Vor diesem Hintergrund ist es unser erklärtes Ziel, Tierversuche zu reduzieren. Die Arbeit von Frau Krämer und Frau Behrensdorf-Nicol leistet deswegen einen enormen Beitrag zum Tierschutz. Ich wünsche den Preisträgerinnen für ihre zukünftige Arbeit wie auch persönlich alles Gute und weiterhin die Courage für mutige und fortschrittliche Forschung, die in der Lage ist, einen Wandel im Handeln und Bewusstsein zu bewirken", betont Katrin Eder, Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz.

"Ich freue mich, dass mit dem Preis des Landes Rheinland-Pfalz für die Erforschung von Ersatz und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch erneut dieser Forschungsbereich des Paul-Ehrlich-Instituts gewürdigt und das große Engagement unserer Wissenschaftlerinnen für die Streichung nicht mehr zeitgemäßer Tierversuche aus dem Europäischen Arzneibuch anerkannt wird", ergänzt Professor Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts.

Dr. Beate Krämer und Dr. Heike Behrensdorf-Nicol, Wissenschaftlerinnen der Abteilung Veterinärmedizin des Paul-Ehrlich-Instituts, haben den Forschungspreis des Landes Rheinland-Pfalz für ihre Untersuchungen zur "Relevanz des Irreversibilitätstests für Tetanustoxoide" gewonnen. Die Forschungsarbeiten in Zusammenarbeit mit weiteren Kolleginnen des Paul-Ehrlich-Instituts haben dazu geführt, dass vorher verpflichtende Tierversuche aus dem Europäischen Arzneibuch gestrichen wurden. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Land Rheinland-Pfalz schreibt den Preis seit 2008 aus.

Bei der Herstellung der Tetanusimpfstoffe wird aus dem Toxin des Bakteriums Clostridium tetani durch chemische Inaktivierung ein ungefährliches Toxoid hergestellt. Das Toxoid wird als Antigen des Impfstoffs verabreicht und löst die schützende Immunantwort aus. Dabei muss sichergestellt sein, dass im Impfstoff kein aktives neurotoxisches Tetanus-Toxin vorhanden ist. Eine Impfstoffcharge mit noch detektierbarem Neurotoxin wäre bedenklich. Deshalb schreibt das Europäische Arzneibuch vor, dass bei der Impfstoffproduktion jede Charge des Tetanustoxoids an Meerschweinchen auf ihre Unbedenklichkeit getestet werden muss.

Bis zum Jahr 2020 war hierfür unter anderem ein Test auf Irreversibilität (Unumkehrbarkeit) des Toxoids vorgeschrieben: Um zu bestätigen, dass das inaktivierte Material seine Giftwirkung auch während einer längeren Lagerung nicht wiedererlangt, musste das Toxoid nach einer sechswöchigen Lagerung bei 37°C im Tierversuch getestet werden. Parallel wurden als Kontrolle bei 5°C gelagerte Toxoide getestet. Insgesamt wurden zur Bestätigung der Irreversibilität für jede hergestellte Toxoidcharge zehn Meerschweinchen benötigt.

Forschungsergebnis: Test auf Unumkehrbarkeit verzichtbar

Die Preisträgerinnen gingen der Frage nach, ob bei der Herstellung von Tetanusimpfstoffen unter Anwendung moderner, validierter Produktionsprozesse die bisher angenommene Gefahr besteht, dass es zu einer Reversion von Tetanustoxoiden kommt, also die Giftwirkung wiedererlangt werden könnte. Ausführliche wissenschaftliche Recherchen unterstützten ihre Vermutung, dass eine Reversion von Tetanustoxoiden bei der Impfstoffherstellung keine reale Gefahr darstellt. Die Forscherinnen wiesen durch eigene experimentelle Untersuchungen unter Verwendung eines am Paul-Ehrlich-Institut entwickelten In-vitro-Tests zudem nach, dass der Irreversibilitätstest in seiner bislang vorgeschriebenen Form keine aussagekräftigen Ergebnisse liefert.

Tierversuch auf Irreversibilität für Tetanustoxoide ersatzlos gestrichen

Die Wissenschaftlerinnen stellten ihre Ergebnisse den Expertengruppen der Europäischen Arzneibuchkommission vor, die über verpflichtende Tests entscheiden. Die wissenschaftliche Diskussion der Expertinnen und Experten über die Relevanz des Irreversibilitätstests für Tetanustoxoide führte schließlich dazu, dass diese Prüfung ersatzlos aus den Arzneibuch-Vorschriften für Human- und Veterinärimpfstoffe gestrichen wurde. Diese Neuregelungen traten Anfang 2021 in Kraft, sodass seither alle europäischen Impfstoffhersteller auf diesen Tierversuch verzichten können.

Das Paul-Ehrlich-Institut engagiert sich inzwischen seit mehreren Jahrzehnten für die Entwicklung von Alternativtests zu Tierversuchen und wurde bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Behrensdorf-Nicol HAKrämer B (2019): Is the test for irreversibility of tetanus toxoids still relevant?.
Vaccine 37: 1721-1724.
Online-Abstract

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Paul-Ehrlich-Institut
Paul-Ehrlich-Str. 51-59
63225 Langen in Hessen
Telefon: +49 (6103) 77-0
http://www.pei.de

Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel