Bislang fehlt es gerade in vielen nordafrikanischen Mittelmeerländern, wie z. B. in Tunesien, am funktionierenden Wissenstransfer und an der Kooperation zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen sowie dem Zusammenspiel mit Ministerien bei der Technologieentwicklung. Die Defizite hat das vorgelagerte EU-geförderte Kooperationsprojekt FETRIC (Future European Tunisian Research Innovation Cooperation) verdeutlicht: Anstatt erfolgversprechende Erkenntnisse der tunesischen Forschungseinrichtungen auf regionaler, nationaler und auch internationaler Ebene für die Entwicklung marktfähiger Produkte und Dienste mit ökonomischer Wertschöpfung und gesellschaftlichem Nutzen auszuschöpfen, werden diese meist unzureichend verwertet.
Forschungsprojekte – Nutzen für die Lehre
In Tunesien waren sechs Forschungszentren als Anwendungspartner in das Forschungsprojekt eingebunden. Ein Schwerpunkt zur Verbesserung des Wissens- und Technologietransfers konzentrierte sich auf die Biotechnologie. Es wurden Technologie-Roadmaps für landwirtschaftliche Anwendungen erarbeitet, unter anderem zu Hydroponie, einer speziellen landwirtschaftlichen Anbaumethode, die der Hydrokultur bei Zimmerpflanzen ähnelt: Statt in Muttererde werden Pflanzen direkt in Wasser und exakt dosiert mit Nährstoffen kultiviert. In der Landwirtschaft sind solche hydroponischen Anbaumethoden dank ihrer effizienten und ressourcenschonenden Art der Kultivierung im Aufwärtstrend, vor allem in Ländern mit geringer landwirtschaftlicher Nutzfläche und Wasserknappheit.
Aus den Maßnahmen, die die WBH als Training, Coaching, Mentoring sowie Schulung in den Forschungszentren in Tunesien vor Ort zu „Technologie-Roadmapping“, „Innovationsmanager“, und „Business Case Development“ durchgeführt hat, ergab sich eine Fülle attraktiver studentischer Qualifikationsarbeiten. So wurden beispielsweise Marktstudien, Wettbewerbsanalysen, Preisstrategien, Marketingkonzepte sowie Geschäftsfeldpläne und Innovations-Roadmaps als Bachelor- oder Masterarbeit ausgeschrieben. Ganz im Sinne des forschungsorientierten Lehrens und Lernens
Vom Projektteilnehmer zum Jungunternehmer
Wie wertvoll und wichtig ein solches Forschungsprojekt für die Lehre ist, zeigt sich nun am Beispiel eines WBH-Studierenden: Thomas Füldner hat seine im Rahmen des Forschungsprojekts erlangten Kompetenzen zwischenzeitlich erfolgreich für die Praxis genutzt: Aus einer Kooperation zwischen seinem 2020 gegründeten Start-up „Innovative Wise“ und seinem Partner aus den Vereinigten Emiraten sind Workshops zu verschiedenen Themen entstanden – unter anderem Hydroponics, Electronics/Robitics und Creative Expression – Workshops, an denen bereits im vergangenen Jahr britische und emiratische Lehrkräfte teilnahmen, um das erlangte Wissen an ihre Schüler:innen weitergeben zu können.
Hydroponic-Hub als Lernzentrum
Für die nahe Zukunft ist ein weiteres Projekt geplant: ein Hydroponic HUB in Form eines 100 qm großen Gewächshauses, das nach Fertigstellung von Schülern des Al Karama Institutes (AKI) betrieben werden soll. Das Besondere: Im Inneren des Gewächshauses wird es einen Glasraum geben, der sowohl als Lehrraum von den Schülern genutzt als auch externen Unternehmen als Meeting-Raum zur Verfügung gestellt werden kann. Mit der einmaligen Atmosphäre im Inneren des HUBs soll die Perspektivwechselfähigkeit und Kreativität angeregt sowie die Innovationskultur der Nutzer gesteigert werden.
Die Schüler des AKI werden durch das Team von Thomas Füldner betreut und unterstützt. Die Finanzierung läuft voraussichtlich über das Abu Dhabi Department of Education and Knowledge (ADEK).
Aufgrund der hohen Nachfrage im Bereich Bildung hat Thomas Füldner den Entschluss gefasst, sich in Zukunft mit seinem Unternehmen speziell im Geschäftsfeld Hydroponics zu positionieren. Auf dem Weg dorthin unterstützt ihn Prof. Dr. Ralf Isenmann, akademischer Leiter im Studiengang Innovations- und Technologiemanagement, und – neben Martina Schwarz-Geschka – der WBH-Verantwortliche beim Forschungsprojekt TRIFOLD. Er betreut Thomas Füldner bei seiner nun anstehenden Masterarbeit zum Thema „Unternehmensgründung mit Geschäftsfeldentwicklung, speziell für (Beratungs-)Dienstleistungen rund um Hydroponic-Anlagen“.
Den Grundstein zum beruflichen Erfolg legte Thomas Füldner mit seinem Master-Studium „Innovations- und Technologiemanagement“ und seiner Qualifikationsarbeit zum Thema „Sustainable Farming – die praktische Anwendung von Hydroponic-Systemen in privaten Haushalten“.
Wir wünschen Thomas Füldner weiterhin viel Erfolg auf seinem Weg!
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