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Regionale Unternehmen machen Textilien schlau

Im branchenübergreifenden Technologiebündnis SmartERZ ist kürzlich ein weiteres Verbundprojekt in seine Umsetzung gestartet. Das Vorhaben mit dem Namen Knittronic hat das Ziel, elektronische Schaltungen und leitfähige Materialien in Flächentextilien zu verarbeiten. Daran beteiligt ist unter anderem die Ruther & Einenkel GmbH & Co. KG aus Annaberg-Buchholz und die Textilausrüstung Pfand GmbH aus Lengenfeld im Vogtland.

Shirts, Jacken und Hosen, die mehr können, als nur modisch und funktional zu bekleiden sind bereits als Wearables bekannt. Sie können leuchten, wärmen und mit mobilen Endgeräten kommunizieren. Allerdings passen technischer Anspruch und Tragekomfort oft noch nicht zusammen, weil Körpertemperatur, Stoffempfinden und eine alltagstaugliche Reinigung nicht ohne Weiteres zu Kabeln und elektrischer Spannung passen. Dabei wären beispielsweise Bettauflagen mit integrierten Sensoren zur Überwachung von Körperfunktionen, die auch eine hygienegerechte Kochwäsche vertragen, als funktionalisiertes Textil für Kranken- und Pflegeeinrichtungen durchaus wünschenswert.

Mit der Entwicklung solch funktionalisierbarer Textilien, die in Flexibilität, Tragekomfort und Waschbarkeit mit klassischen Stoffen vergleichbar sind, beschäftigen sich nun im Projekt Knittronic fünf Verbundpartner, um diesen erweiterten Funktions-Anforderungen gerecht zu werden. Die beteiligten Industrieunternehmen sind alle im Süden Sachsens angesiedelt. Das Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland e.V. (TITV), ansässig in Greiz, unterstützt mit seiner ausgewiesenen Kompetenz die Forschungsarbeit.

Von der Textilausrüstung zur smarten Aufrüstung

Die ursprüngliche Idee für Knittronic stammt aus dem Forschungsinstitut und wurde in intensiven Fachgesprächen mit der Textilausrüstung Pfand GmbH in Lengenfeld bezüglich der industrieseitigen Anforderungen konkretisiert. Die Projektkoordinatorin Petra Erth spricht von einer Funktionalisierungslücke, wenn sie den Weg beschreibt, wie das mittelständische Spezialunternehmen für die thermische, chemische und mechanische Ausrüstung von Flächentextilien nun an der Entwicklung smarter Zukunftstextilien mitwirkt. „Im Grunde liegt die Antwort bereits in unserer Kernkompetenz: Wir funktionalisieren im Auftrag unserer Kunden deren Textilien. Wir erzielen die gewünschten Eigenschaften wie z.B. den antibakteriellen, geruchsabsorbierenden oder den wasserabweisenden Charakter eines Stoffes durch verschiedene Verfahren. Da ist es naheliegend, sich auch Gedanken über mögliche Funktionen eines smarten Textils zu machen“, führt Petra Erth aus. Mit dem TITV Greiz, die ein langjähriger Partner des Unternehmens sind, bot das Netzwerk SmartERZ die Gelegenheit, sich intensiver mit der Thematik zu befassen.

In den Prozess des Netzwerkaufbaus von SmartERZ war die kaufmännische Betriebsleiterin schon früh integriert und wusste um die Chance für ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt im Kontext des regionalen Technologiebündnisses: „SmartERZ unterscheidet sich von anderen Netzwerken. Der enorme Vorteil ist der branchenübergreifende Aufbau. Wir können also über unseren eigenen textilen Tellerrand schauen und haben durch das Netzwerk unkomplizierten Zugang und persönliche Kontakte zu anderen Branchen. Dies ist ein großer Mehrwert, weil nur so am Standort komplexe Anwendungen gemeinsam entwickelt werden können. Für mich war vor allem die Leitbildentwicklung für SmartERZ in der Anfangszeit prägend, dort haben wir viele Kontakte aufgebaut, die wir jetzt direkt bei Ideen und Fragen ansprechen können“, beschreibt Petra Erth.

Starke textile Fertigungsexpertise

Die Stärke des Technologiebündnisses SmartERZ liegt in seiner Offenheit, die sich in den Branchen, aber auch auf regionaler Ebene zeigt: „Das Erzgebirge weist eine große Branchenvielfalt und Fertigungsstärke auf. Ansässige Unternehmen im Maschinenbau, der Elektrotechnik, Kunststoffverarbeitung und Textilindustrie können jeder für sich Mehrwerte bei der Entwicklung von funktionalisierten Textilien einbringen. Deshalb hat die Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH die Gründung eines Forschungs- und Technologienetzwerkes in diesem Bereich vorangetrieben. Gerade der Blick auf Kompetenzen in der Gesamtregion Südwest-Sachsen und die Zusammenarbeit mit Forschungspartnern im regionalen Umfeld bereichern den Austausch und sind wichtig für den Erfolg des Projekts,“ führt Jan Kammerl, Geschäftsbereichsleiter Wirtschaftsservice bei der Wirtschaftsförderung Erzgebirge und Projektkoordinator von SmartERZ, aus.

So wurde Carsten Seifert, Geschäftsführer der Ruther & Einenkel GmbH & Co. KG aus Annaberg-Buchholz, explizit wegen der Fertigungsexpertise für Bandtextilien sowie einer besonderen Verarbeitungstechnologie für die Mitwirkung im Projekt Knittronic angesprochen. „Die komplexe, aber vielseitige Zusammensetzung des Projektteams lässt einen vielversprechenden Austausch erwarten. Wir sind auf die Zusammenarbeit gespannt, denn bisher haben wir vor allem eigenständig Forschungs- und Entwicklungsarbeiten geleistet“, führt Carsten Seifert aus. Knittronic vereint insgesamt vier Textilunternehmen unterschiedlichster Ausrichtung, denn mehrere Herstellungs- und Ausrüstungsverfahren für flache Gewirke, für Abstandsgewirke und das Häkelgalonverfahren spielen eine Rolle bei der Entwicklung des neuen Textils. Das Ziel ist, eine digitale Funktionalisierung zu erreichen, ohne dabei Einschränkungen bei typischen Eigenschaften, wie Dehnbarkeit und Tragekomfort des Textils zu erzielen. Neben der Textilausrüstung Pfand und der Ruther & Einenkel, wirken als Industriepartner die KSO Textil GmbH aus Olbersdorf und die Pressless GmbH aus Flöha im Projekt Knittronic mit.

Hintergrund:

SmartERZ ist ein Netzwerk von aktuell über 180 Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Ziel des Bündnisses ist die Initiierung eines innovationsgetriebenen Strukturwandels in der Wirtschaftsregion Erzgebirge. Der Fokus liegt dabei auf der Funktionalisierung von innovativen Werkstoffverbunden (Composites). Das enorme Innovations- und Wachstumspotential derartiger Materialien nutzt die Region Erzgebirge zur Transformation zum Hightech-Standort.

SmartERZ versteht sich als branchen- und unternehmensübergreifendes Technologiecluster, das langfristig regionale Wertschöpfung generiert. Hauptinitiatoren sind die Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH als Bündniskoordinator und die TU Chemnitz. Das Bündnis wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programmes „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ gefördert.

www.smarterz.de

Über Textilausrüstung Pfand GmbH

Die Textilausrüstung Pfand GmbH aus dem vogtländischen Lengenfeld ist auf chemische, thermische und mechanische Ausrüstung von Flächentextilien spezialisiert, um diese zu funktionalisieren. Antibakterielle, schwer entflammbare, antistatische oder geruchsabsorbierende Ausrüstungen zählen u.a. zu den Produkten des Unternehmens mit 25 Mitarbeitern.

Über Ruther & Einenkel GmbH & Co.KG

Das Kerngeschäft des Traditionsunternehmens Ruther & Einenkel GmbH & Co.KG liegt in der Produktion von Band- und Schmaltextilien, die im Haushalt oder als Nähzubehör in vielfältigsten Varianten zum Einsatz kommen. Dabei werden Web- und Veredlungstechniken angewendet, um vom filigranen Gardinenband bis zum Gurtband für Lattenroste unterschiedlichste Anwendungsbereiche abdecken zu können. Zudem verfügt das Textilunternehmen über eine breite Expertise in der Herstellung technischer Textilien. So werden in Annaberg bandgewebte UV-Schutz-Lamellen, Lichtleitbänder und Drahtgewebebänder gefertigt.

Über die Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH

Als Initiative der elf größten Städte des Erzgebirges und des Erzgebirgskreises versteht sich das Regionalmanagement Erzgebirge als Dienstleister und Promoter der Region.

Im Projekt „Erzgebirge 2020“ soll das Erzgebirge durch ein aktives Regional- und Standortmarketing als Wirtschaftsstandort und lebenswerte Region in Deutschland bekannt gemacht werden.

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