Herr Marzin, können Sie uns etwas zum derzeitigen Planungsstand der ISH 2021 erzählen?
Gerade die momentane Situation verdeutlicht, wie wichtig die Begegnungen der Menschen untereinander sind. Mit der ISH im März 2021 führen wir das erste weltweit bedeutende SHK-Event seit Ausbruch von Corona durch. Nach monatelangem Stillstand im Messe-Business ist der Bedarf der Branche hoch, Neuheiten zu sehen, Geschäfte zu machen, aber insbesondere im persönlichen Gespräch wieder neue Kontakte zu gewinnen. Messen sind gerade in diesen Zeiten entscheidende Business-Plattformen zur Wirtschaftsförderung. Die Branche braucht diese Plattform jetzt dringend, um wieder richtig Fahrt aufnehmen zu können. Auch – oder vielleicht gerade – unter den Einschränkungen die wir möglicherweise haben.
Die ISH ist und bleibt der bedeutendste Ort für die persönliche und geschäftliche Begegnung in der SHK-Welt. Nachdem nun alle SHK Plattformen in 2020 in Deutschland und Europa abgesagt wurden kommt der ISH noch eine wesentlich höhere Bedeutung zu. Das ISH-Team arbeitet mit Hochdruck daran, die ISH zum Erfolg zu bringen. Der Kommunikationsbedarf mit den Ausstellern ist hoch, weil eine große Verunsicherung herrscht, wie die Sicherheits- und Hygienevorgaben umgesetzt werden können.
Wie ist denn Ihre Erwartungshaltung?
Ich bin von Haus aus Optimist, gepaart mit einem gesunden Realismus. Der Messebetrieb bei uns auf dem Gelände in Frankfurt am Main läuft Stand heute mit der Buchmesse wieder an. Natürlich unter den Gesichtspunkten der geltenden Schutz- und Hygienemaßnahmen. Die Durchführung von Veranstaltungen hängt auch davon ab, wie die Situation im Flugverkehr, bei der Bahn und im ÖPNV geregelt ist und wie weit Reisebeschränkungen aufgehoben werden.
Im Falle der ISH gehen wir davon aus, dass mindestens der europäische Reiseverkehr so wie jetzt möglich sein wird. Somit können Besucher aus Deutschland und Europa sicher zur ISH reisen. Speziell für die außereuropäischen Besucher und diejenigen, die dennoch nicht nach Frankfurt reisen wollen, entwickeln wir bei der Messe Frankfurt derzeit digitale Angebote, die während der laufenden Veranstaltung – als sogenannte hybride Formate – und im Nachgang der Messe zur Verfügung stehen werden. Somit holen wir auch diese Besucher zumindest virtuell zur Veranstaltung dazu – und erhöhen so auch die Reichweite für die Austeller.
Ich bin Messemensch durch und durch und deshalb auch der festen Überzeugung, dass die Wirtschaft Fachmessen für die Vermarktung ihrer Produkte braucht. Diese Produkte erlebt man live und vor Ort auf eine ganz andere Art und Weise. Es kann eben nicht alles digital abgebildet werden. Im Mittelpunkt werden immer persönliche Begegnungen stehen, und hier treffen wir entsprechende Vorbereitungen, alle notwendigen Maßnahmen für Hygiene- und Abstandsregelungen zu erfüllen.
Die Mehrzahl der Aussteller und Besucher der ISH waren schon immer sehr stark national und europäisch geprägt. Durch die insgesamt fehlenden Messen in diesem Jahr im In- und Ausland, brauchen die Aussteller wieder dringend eine geeignete Plattform, um sich zu präsentieren. Daher hoffen wir, dass so viele wie möglich dabei sind. Die Buchungslage sieht auf jeden Fall ordentlich aus. Auf der Besucherseite ist es natürlich schwer voraus zu sagen, wie sich die Situation in den einzelnen Ländern der Welt im März 2021 darstellt. Wenn man nur mal eine vereinfachte Rechnung anstellt und die Besucher aus Deutschland und Europa der ISH 2019 zu Grunde legt, dann wäre dies immer noch ein Potenzial von 160.000 bis 170.000 Besuchern. Dies halte ich durchaus auch für realistisch, gerade auch vor dem Hintergrund, dass wir eine umfangreiche Kommunikationsoffensive starten werden, um das SHK-Handwerk wieder verstärkt auf die ISH zu bringen. Vielleicht auch interessant zu wissen: Bei der ersten SARS-Pandemie 2003 kamen immerhin noch 178.000 Besucher, was einem Rückgang im Vergleich zu 2001 um rund 20.000 Besucher gleichkam. Zudem werden die jüngsten Lockerungen der Reisebeschränkungen für Länder außerhalb Europas sich hier auch positiv auswirken.
Wie genau sehen diese Hygiene- und Abstandsregelungen aus?
Die Messe Frankfurt hat ein Konzept erarbeitet und mit den Behörden abgestimmt, in dem hygienische, medizinische und organisatorische Maßnahmen berücksichtigt sind. Das Hygiene- und Sicherheitskonzept beruht natürlich auf den aktuell geltenden Anforderungen. Keiner kann in die Zukunft blicken, und auch ich habe keine Glaskugel auf meinem Schreibtisch stehen. Dennoch zeichnen sich ja gerade vermehrt Lockerungen ab, so dass man eher davon ausgehen kann, dass weniger Auflagen erfolgen müssen als aktuell vorgeschrieben.
Insgesamt basiert das Konzept auf drei Säulen: Erstens eine Abstandwahrung von 1,5 Meter, damit eine Masken-Tragepflicht vermieden werden kann; zweitens ein aktives Besuchermanagement, das uns erlauben wird die Besucherströme besser zu leiten.
Hinsichtlich der zulässigen Gesamtbesucherzahlen haben wir aufgrund der Geländegröße keine Beschränkungen. Und drittens das Thema Hygienemaßnahmen. Es ist natürlich klar, dass wir die vorgeschriebenen Maßnahmen hinsichtlich Hygiene einhalten werden. Übrigens: Die Bereitstellung der Besucherdaten gegenüber den Behörden im Falle einer Kontaktnachverfolgung wird die Messe Frankfurt machen. Dies wird keine Anforderung an die Aussteller sein.
Daher informieren wir zusätzlich tagesaktuell über mögliche Anpassungen auf der Website: www.messefrankfurt.com/hygiene.
Zudem können unsere Hallen alle mit hundert Prozent Frischluft versorgt werden so dass die Übertragung durch Aerosole bestmöglich reduziert oder sogar ausgeschlossen werden kann. Somit ist es in unseren Hallen im Grunde wie draußen, da die Luftmenge bis zu fünf mal pro Stunde ausgetauscht wird, was in keinem Restaurant oder anderem Gebäude der Fall ist.
Hier zeigen die Aussteller aus der Lüftungsbranche, was sie Beachtliches leisten können.
Hand aufs Herz: Wie realistisch ist die Durchführung der ISH 2021?
Die Corona-Pandemie verunsichert verständlicherweise. Auch ich weiß natürlich nicht, was im März sein wird. Aber wir können doch nur positiv nach vorne blicken. Wenn sich die Situation im März nächsten Jahres genauso wie heute darstellen sollte, dann gehe ich fest davon aus, dass die ISH – natürlich unter Auflagen – stattfinden wird. Das gemeinsam mit den Behörden entwickelte Schutz- und Hygienekonzept gibt uns schließlich die Möglichkeit, die Durchführung der ISH unter den höchsten Sicherheitsvorkehrungen gewährleisten zu können. Man kann fast behaupten: Auf dem Messegelände ist man dann geschützter als draußen. Es wird natürlich Einschnitte auf allen Seiten geben. Es wird eine andere ISH werden, aber es wird eine Messe werden, die es weiterhin lohnt teilzunehmen und zu besuchen.
Wir müssen und werden uns zur Durchführung der ISH auch eng mit den Verbänden der ISH austauschen, die als Träger der Messe alle Entscheidungen mit uns gemeinsam treffen. An der Stelle möchte ich ebenfalls noch mal ausdrücklich betonen, dass es wichtig ist, dass wir internationale Leitmessen am Standort Deutschland durchführen. Wir müssen gemeinsam durch diese schwierigen Zeiten. Hier spüren wir glücklicherweise mehrheitlich den Rückhalt in der Branche – national und international, bei Handwerk und in der Industrie.
Und wenn die politischen Rahmenbedingungen es doch nicht zulassen sollten und die Veranstaltung – aufgrund einer zweiten Corona-Welle – abgesagt werden muss?
Falls durch die Behörden Messen verboten oder nicht zumutbare Auflagen erhoben werden sollten, werden wir uns gemeinsam mit unseren Partnern besprechen. Um dann rechtzeitig zu entscheiden, welchen Weg wir gehen werden. Falls dieses Ereignis eintrifft, wovon wir nicht ausgehen wollen, dann wird die nächste ISH erst wieder im März 2023 stattfinden. Es wird keinen Alternativtermin davor geben – so viel steht fest, denn es gibt keinen freien Slot im Herbst 2021 auf dem Frankfurter Messegelände. Die Messe Frankfurt wird in diesem Falle die Standmieten ohne Abschläge zu 100 Prozent zurückerstatten, gleichwohl ob die Absage durch die Behörden kam oder wir gemeinsam mit unseren Partnern diese Entscheidung getroffen haben.
Lassen Sie mich aber bitte eins noch festhalten: Ja, es bedeutet für die Aussteller eine Entscheidung mit einem gewissen Risikofaktor. Aber ich denke dann immer an all die Handwerker, die die ganze Zeit vor Ort bei den Kunden die Produkte der Aussteller installieren. Sie haben so auch in der Hochphase von Corona dafür gesorgt, dass die Umsätze stimmen. Wir sind aber nicht leichtfertig mit dieser Entscheidung. Für uns steht immer die Sicherheit und Gesundheit aller Personen im Vordergrund vor allen wirtschaftlichen Interessen. Aber: Eine verpasste Chance kann man nicht nachholen, Chancen kann man nur ergreifen. Die nationale und internationale SHK-Branche braucht eine zuverlässige Plattform – und die ist in Frankfurt am Main.
Die ISH – Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Klima findet vom 22. bis 26. März 2021 (Montag bis Freitag) in Frankfurt am Main statt.
Weitere Informationen über die ISH sowie Anmeldung auf www.ish.messefrankfurt.com.
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Messe Frankfurt ist der weltweit größte Messe-, Kongress- und Eventveranstalter mit eigenem Gelände. Annähernd 2.600 Mitarbeiter an 29 Standorten erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund 736 Millionen Euro. Wir sind eng mit unseren Branchen vernetzt. Die Geschäftsinteressen unserer Kunden unterstützen wir effizient im Rahmen unserer Geschäftsfelder "Fairs & Events", "Locations" und "Services". Ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal der Unternehmensgruppe ist das globale Vertriebsnetz, das engmaschig alle Weltregionen abdeckt. Unser umfassendes Dienstleistungsangebot – onsite und online – gewährleistet Kunden weltweit eine gleichbleibend hohe Qualität und Flexibilität bei der Planung, Organisation und Durchführung ihrer Veranstaltung. Die Servicepalette reicht dabei von der Geländevermietung über Messebau und Marketingdienstleistungen bis hin zu Personaldienstleistungen und Gastronomie. Hauptsitz des Unternehmens ist Frankfurt am Main. Anteilseigner sind die Stadt Frankfurt mit 60 Prozent und das Land Hessen mit 40 Prozent.
Weitere Informationen: www.messefrankfurt.com
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