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Mehrweg als Ausweg: So wird der Online-Handel nachhaltiger

Mit dem rasant steigenden Online-Handel wächst auch das Verpackungsaufkommen. Um den anfallenden Müll zu reduzieren, setzen einige Unternehmen deshalb auf neue Mehrweg-Konzepte.

Immer mehr Menschen bestellen ihre Waren im Internet. Gerade in Corona-Zeiten boomt der E-Commerce. Mit den steigenden Mengen an Online-Bestellungen wächst auch das Verpackungsaufkommen. Denn die Waren werden meist in Pappkartons geliefert und sind zusätzlich in weitere Schutzverpackungen gehüllt. Für die Transport- und Schutzfunktionen übernehmen unterschiedliche Materialen eine unverzichtbare Aufgabe. Gerade bei den immer häufiger bestellten Lebensmitteln bleibt Kunststoff mit seinen vielseitigen Eigenschaften unverzichtbar. Dennoch muss der Online-Handel zum von Politik und Gesellschaft geforderten Ziel der Reduktion von Verpackungsabfällen seinen Beitrag leisten. Hier setzt auch das neue Verpackungsgesetz an, das Anfang 2019 in Kraft getreten ist. Es definiert Versandverpackungen auch als Verpackungen und Onlinehändler müssen diese registrieren und dafür Lizenzgebühren bezahlen.

Ziel: Kundenfreundliche Rücknahmesysteme

Um Kosten einzusparen und ihrer Verantwortung nachzukommen, setzen immer mehr Unternehmen deshalb statt auf Einweg- auf Mehrwegverpackungen. Nach Gebrauch werden sie vom Händler zurückgenommen, gereinigt und wiederverwendet. Dadurch verringert sich der Rohstoffverbrauch und die Abfallmengen werden reduziert. Aus diesen Gründen sagt eine DHL-Umfrage vom Dezember 2019 neuen Verpackungskonzepten wie Mehrweg eine rosige Zukunft voraus. Die Einführung von Mehrwegverpackungen und Kreislauf-Recyclingprogrammen zur Reduzierung von Müll hat demnach stark an Fahrt aufgenommen. Allerdings sind noch einige Hürden zu meistern.
 

Branchen, die ein wirtschaftlich tragfähiges Mehrweg-Verpackungssystem aufbauen wollen, müssen überlegen, wie groß ihr Vorrat an Verpackungsmaterial sein sollte, und Reinigungssysteme sowie die Inspektion und Wartung von Transportbehältern planen, heißt es in der Studie. Zudem müssten Kosten, Geschwindigkeit und Benutzerfreundlichkeit von Prozessen in der Rückwärtslogistik berücksichtigt werden. In ihrem „Leitfaden für recyclingfähige und nachhaltige Verpackungen“ nennen die Bayerischen Industrie- und Handelskammern einige Rahmenbedingungen, bei denen Mehrweglösungen besonders sinnvoll sind. Dazu gehören die regelmäßige Belieferung eines festen Kundenstamms, eine überschaubare Produktpalette, Produkte mit hohen Schutzanforderungen sowie aufwendige Verpackungen. Die Rücknahme der Verpackungen sollte in jedem Fall möglichst einfach für den Kunden gestaltet sein. Das gilt als einer der Knackpunkte für ein funktionierendes Mehrwegsystem.

So könnten Mehrwegsysteme in der Praxis klappen

Inzwischen gibt es aber einige Beispiele wie das in der Praxis umsetzbar ist und wirtschaftlich funktionieren kann. Eines der prominentesten Beispiele ist Loop, das in Zusammenarbeit mit namhaften Unternehmen ihrem Mehrweg-Ansatz zum Erfolg verhelfen will. Gegründet wurde Loop vom US-Recyclingunternehmen TerraCycle. Der Fokus der Amerikaner liegt mit Loop auf schnell drehenden Konsumgütern, sogenannten FMCGs. Die Kunden kaufen die Waren online und erhalten sie in speziellen, wiederverwendbaren Kunststoffboxen. Danach können sie diese Boxen beim Händler abgeben oder online einen Rückversand veranlassen.

Zahlreiche Markenartikler wie Procter & Gamble haben sich der Initiative bereits angeschlossen und auch der Logistikriese UPS arbeitet mit dem Unternehmen zusammen. Firmeninhaber Tom Szaky stellte sein Konzept in der PACKBOX auf der letzten FACHPACK vor. Dort hat er auch angekündigt, auf dem deutschen Markt aktiv werden zu wollen.

Herausforderung sind standardisierte Prozesse und zentrale Ablagepunkte

In Europa hat sich das finnische Unternehmen RePack bereits erfolgreich im Online-Handel etabliert. Mit dem Modehändler Zalando startete das Unternehmen im vergangenen Herbst ein Pilotprojekt zum Test der wiederverwendbaren Verpackungen. 10.000 Kunden in Finnland, Norwegen, Schweden und Dänemark bekamen ihre Zalando-Bestellungen in Versandtaschen, die immer wieder verwendet werden können. Die Herausforderung sieht Uwe Streiber, Team Warehouse Consumables bei Zalando, vor allem in den vereinzelten Lösungsansätzen: „Um das Konzept wiederverwendbarer Verpackung skalierbar zu machen, braucht es die gesamte E-Commerce-Industrie. Es benötigt standardisierte Prozesse und zentrale Abgabemöglichkeiten für wiederverwendbare Verpackungen”.

Auch Otto und Tchibo erforschen im Rahmen des Pilotprojekts „praxPACK“ mit RePack die Alltagstauglichkeit eines Mehrwegsystems. Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsvorhabens ist es, einen Beitrag zur Etablierung und Verbreitung von Mehrweg-Versandverpackungssystemen im Onlinehandel zu leisten, um mittelfristig eine substanzielle Senkung des verpackungsbedingten Ressourcenverbrauchs zu erreichen.

An diesem Projekt ist auch die deutsche Memo AG beteiligt, die mit ihrer Memo Box bereits seit über zehn Jahren auf dem Markt ist. Die Kiste, die aus 100 % Recyclingkunststoff besteht, kann innerhalb von 14 Tagen kostenfrei zurückschickt werden – leer oder mit Retouren. Für die Kunden entstehen keine extra Versandkosten, und beigelegte Rücksendescheine erleichtern die Rückgabe der Memo Box an den Händler.

Wie ein Blick in die Ausstellerliste der  FACHPACK verrät, gibt es noch zahlreiche weitere Ansätze, um Mehrweglösungen auch im Versandhandel zu etablieren. Jede dieser Entwicklungen würde aber von einem einheitlichen System zur Rückgabe der Verpackungen profitieren. Projekte, wie sie in den genannten Beispielen erwähnt wurden, können die Umstellung für alle Marktteilnehmer erleichtern.

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