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Exit vom Corona-Shutdown: V- U oder gar L-Entwicklung

Die Finanzkrise 2008/2009 ist keine Blaupause für den Exit des Corona Shutdown. Insofern betreten wir völliges Neuland. Aus dem aktuellen Exit in China lassen sich jedoch wichtige Erkenntnisse ableiten. Die Wirkungskraft des Exits wird auch bei uns zunächst sehr begrenzt sein. Auf der Importseite werden zumindest die Teile fehlen, die in Ländern hergestellt werden, die noch hart unter Corona leiden. Auf der Exportseite sieht es spiegelbildlich aus. Ein schnelles Hochfahren verknüpft mit einem ebenso schnellen verkaufen könnte es zunächst lediglich auf dem deutschen Binnenmarkt geben, sofern die Importseite auch funktioniert und Konsumenten kaufbereit und kauffähig sind. Realistisch betrachtet dürfte es deshalb auf auch dem Binnenmarkt zu erheblichen Verzögerungen kommen, bis wieder von einer Normalität ausgegangen werden kann.

Auf europäischer Ebene wird es zu noch größeren Verzögerungen kommen, da die Pandemie ungleichmäßig verläuft und es zwischen den europäischen Ländern erhebliche Unterschiede in der Intensität gibt und damit auch unterschiedliche wirtschaftliche Auswirkungen.

Bei den außereuropäischen Exportländern kann davon ausgegangen werden, dass China die Pandemie überstanden hat und grundsätzlich wieder aktionsfähig ist, allerdings durch die Entwicklung in Europa und den USA quasi aufgehalten wird. In den USA dürfte der Exit früher als in Deutschland eingeleitet werden, da sich (zumindest aktuell) Corina auf wenige Hotspots verteilt. Trotzdem wird es in den USA eben auch seine Zeit brauchen, bis die Wertschöpfungsketten wieder funktionieren.

Sowohl bei China als auch bei den USA müssen wir von sehr schnellen Veränderungen in den Wirtschaftsstrukturen ausgehen. Corona ist hierbei ein extremer Beschleuniger. China wird mit 18 asiatischen Ländern die Verhandlungen zu einer Freihandelszone sehr bald abgeschlossen haben. Dieser neue Binnenmarkt wird auch auf die aktuellen Im- und Exportstrukturen erhebliche Auswirklungen haben. Dies bedeutet, dass Deutschland als Importland für China erheblich an Relevanz verlieren wird. Weiter ist zu beachten, dass es ja auch schon vor Corona einen wirtschaftlichen Abschwung in Deutschland und Europa gegeben hat. So hat der für uns wichtige Maschinen- und Anlagenbau schon 2019 sehr gelitten. China ist zu einem Konkurrenten mit Augenhöhe geworden, Taiwan darf nicht vergessen werden. Die USA werden ebenfalls bedingt durch die Pandemie noch schneller Industrien wieder „zurückholen“. Während Deutschland aus der Krise 2008/2009 sehr schnell herauskam, den Chinesen sei Dank, wird es dieses Mal viel schwieriger werden. Über den damals schnell gestiegenen Autoexport nach China konnten wir uns nicht nur schnell erholen, sondern auch sehr schnell wachsen. Zwischenzeitlich ist China technologisch stark gewachsen, was das Beispiel Maschinenbau und natürlich die Internettechnoligen deutlich zeigen. Auf der anderen Seite muss auch gesehen werden, dass zwischenzeitlich die Verschuldung von China erheblich angewachsen ist, was sicherlich zu einem restriktiveren „Gelddrucken“ führt. Die wirtschaftlichen Impulse für Deutschland, für Europas aus den USA und aus Asien werden sehr verhalten sein, um aus der Krise heraus zu kommen. Dieses Mal müssen wir selbst sehr hart kämpfen. Das wird sicherlich nicht einfach, wir in den letzten Jahren stark verwöhnt wurden und uns mittlerweile die Kämpfermentalität verloren ging. In der Tat müssen wir von einer sehr ausgedehnten „U“-Entwicklung ausgehen.

In den letzten Tagen wurde häufiger von “Kriegswirtschaft“ gesprochen. Die wesentlichen Bestimmungsmerkmale sind, dass mit sehr begrenzten Ressourcen in einem ebenso begrenzten Zeitrahmen neue Produkte und Prozesse entwickelt werden müssen. Dies bedingt auch unkonventionelle Schritte. Wenn es uns gelingt z.B. in den Bereichen Prozessdigitalisierung, 3D Druck, Telekommunikation, digitale Bildung und digitale Gesundheit so zu agieren, werden wir recht schnell zu alter Stärke zurückkommen. Der Shutdown als großes Experiment legt Fehlentscheidungen offen, zeigt aber neue Wege auf die bislang eher kritisch betrachtet wurden. So werden Webcast und Bildungsplattformen eine große Zukunft haben und dies sehr schnell. Diese wichtigen Erfahrungen sind nun sehr schnell zu verfeinern, zu ergänzen und umzusetzen. Mittelständische Unternehmen müssen sich als Netzwerke verstehen. Es gibt viele Aufgaben die im Rahmen einer „Sharing Ökonomie“ kostengünstiger – weil diese nur einmal anfallen- durchgeführt werden können. Wir brauchen nicht die großen, teuren Konzepte, sondern wir müssen vor dem Hintergrund einer sich schnell verändernden Weltwirtschaft einfach die Schnellsten sein. Dies funktioniert nur mit kleinen Schritten und dies täglich.

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