Hochqualifizierte und unterhaltsame Referenten, ein sehr fachkundiges Publikum und natürlich interessante Speicherlösungen für die Energiewende – das war der Kongress EAST, der sich den Speicherproblemen der Energiewende widmete.
Bereits am ersten Kongresstag sorgte Bundesfinanzminister a.D. Peer Steinbrück für einen kritischen Blick auf den derzeitigen Stand der Energiewende. Der Ex-Politiker ging vor allem mit seinem eigenen Berufsstand hart ins Gericht und befürchtet mit Blick auf das am 20. September tagende Klimakabinett ein Minipaket, das weder Pendlerpauschale noch Dieselprivileg angreift, weil es niemanden weh tun will. Er bescheinigte der Fridays for Future-Bewegung, die Politik ordentlich durchgeschüttelt zu haben und erhofft sich von ihr eine ähnliche Wirkung wie seinerzeit die 68er Bewegung. Der Politik empfiehlt er eine Beendigung der Kompetenzzersplitterung für die Energiewende auf die verschiedenen Ressorts sowie eine schnellstmögliche Abschaltung aller Kohlekraftwerke.
Am zweiten Kongresstag sorgte Matthias Machnig für eine politische Einordnung der Speicher in der Energiewende. Der Thüringer Wirtschaftsminister a.D. sieht in den Speichern den Missing Link der Energiewende und forderte von allen mitteldeutschen Bundesländern eine Ländergesellschaft, mit der die 40 Milliarden Euro zielgerichtet für Forschung und Aufbau von intelligenten Energiesystemen verwendet werden. Auch dadurch könnte man unabhängiger von den großen Speicherproduzenten China und Südkorea werden.
Vor zehn Jahren, so Machnig, hätte man das Wort „Energiewende“ nicht ins Englische übersetzen müssen. Deutschland war die Benchmark. Heute sei davon nicht mehr zu reden. Alle wesentlichen Parameter der Energiewende würden verfehlt. Vom Klimakabinett erhofft er sich den großen Wurf, etwa in einer CO2-Besteuerung, die auch Investoren Klarheit schaffen würde. Eine Ausweitung des Zertifikatehandels auf die Bereiche Verkehr und Wärme hält er hingegen für eine Mogelpackung, deren Realisierung mindestens drei Jahre bräuchte. Speziell für Speicher forderte er eine Befreiung von der EEG- Umlage.
Die Teilnehmer der EAST nahmen dies zum Anlass, um die folgenden Forderungen an das am Freitag, 20. September, erstmals tagende Klimakabinett zu stellen:
- Speicher müssen ohne Wenn und Aber von der EEG-Umlage befreit werden. Das gilt auch für Technologien zur chemischen Speicherung wie PtX.
- Für E-Speicher müssen zur Einbindung in Stromnetze eindeutige rechtliche Regelungen geschaffen werden. Derzeit existiert ein Flickenteppich.
- Der Bund muss mehr Mittel für Batterieforschung bereitstellen und Batterie- und Komponentenhersteller fördern – nur damit kann die Abhängigkeit von ostasiatischen Herstellern gelingen. Es darf nicht der gleiche Fehler wie bei der Photovoltaik gemacht werden.
- Die Wasserstoff-Forschung und die Förderung der Infrastruktur durch den Bund muss ausgebaut werden, da Netzüberschüsse nicht allein durch Batterien aufgefangen werden können.
Die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nehmen dabei für die Energiewende und die Speicherproblematik eine Schlüsselrolle ein. Die Potenziale von Mitteldeutschland als Batteriestandort beleuchtete in seiner Keynote-Rede Prof. Michael Stelter. Der Professor an der Universität Jena sowie stellvertretende Institutsleiter des auf keramische Werkstoffe spezialisierten Instituts Fraunhofer IKTS bescheinigte dabei allen drei Bundesländern und vor allem entlang der Autobahn A 4 eine hohe Dichte sowohl an Forschungs- einrichtungen als auch Produktionsstätten sowie Maschinenbauern und Zulieferern.
Allein durch die in Sachsen ansässigen Autobauer VW, Porsche und BMW würden in den nächsten Jahren deutliche Kapazitäten an Lithium-Ionen-Batterien nachgefragt. Zwei Produzenten, Farasis in Wolfen/Bitterfeld und CATL demnächst in Erfurt, könnten diese Nachfrage bedienen. Hilfreich dabei sei eine speziell auf Speicher zugeschnittene Förderung in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, von denen insgesamt 110 Projekte profitieren würden. Die dabei aufgebauten Kapazitäten von 100 GWh im Jahr würden einem Viertel der gesamten europäischen Batterieproduktion entsprechen. Die gesamte Wertschöpfungskette könnte, abgesehen von den Rohstoffen, deswegen in Mitteldeutschland abgedeckt werden.
In vier Workshops diskutierten an den zwei Kongresstagen ein sehr fachkundiges Publikum mit den insgesamt 30 Referenten. Vorgestellt wurden etwa die in Thüringen entwickelten alternativen Speicherlösungen Redox Flow und Keramik-Batterien, aber auch rechtliche Rahmenbedingungen, die Rolle von Speichern im Energiemarkt oder ihre Unverzichtbarkeit bei der Sektorkopplung.
Aus Sicht der Veranstalter Messe Erfurt und Vi-Strategie verlief auch wegen dieses fachkundigen Publikums und der interessanten Aussteller wie die Stadtwerke Erfurt (SWE), aber auch zahlreiche Speicherhersteller wie E3/DC oder Xelectrix und die an der Organisation beteiligten Forschungseinrichtungen aus Mitteldeutschland, die Messe erfolgreich. Messe-Chef Michael Kynast kündigte die nächste EAST für den 8. und 9. September 2020, wiederum in Erfurt, an.
Die EAST auf einem Blick
EAST – Der Kongress für innovative Speicherkonzepte mit begleitender Ausstellung
Die Schwerpunkt-Themen des Kongresses und der Ausstellung:
- Geschäftsideen, Geschäftsmodelle, technische und energierechtliche Erfordernisse von Energiespeichern in der integrierten Energiewende
- Best-Practice-Beispiele aus dem mitteldeutschen Raum
- Speichermedien u.a.
- Vertreter der Branchen (Speicher-Region Mitteldeutschland), darunter
o Redox-Flow-Batteriespeicher
o Keramikspeicher
o Wasserkraft
o Wärmespeicher - Anker-Produkte, -Firmen und -Konzepte aus dem wissenschaftlich-technischen Bereich
- Komponenten und Ausrüstungen für Energiespeichersysteme
- Wasserstoff/Wind und Sonnengas/grüne Gase und deren Speicherung
- Batterieproduktionstechnik
Veranstaltungsort und Termin
Messe Erfurt, 16. – 17. September 2019
SAVE THE DATE: Messe Erfurt, 08.-09. September 2020
Veranstalter
Messe Erfurt GmbH
Projektleiterin: Yvonne Escheberg
Tel. 0361 400 1740
E-Mail: escheberg@messe-erfurt.de
Als zweitgrößter Messestandort in den neuen Bundesländern hat sich die Messe Erfurt als Forum für Unternehmen, Wissenschaftler, Mediziner, Verbände und viele weitere Institutionen in der schnellen Mitte Deutschlands etabliert. Jährlich finden mehr als 220 Veranstaltungen, Kongresse und Tagungen, Messen und Ausstellungen, Firmenevents und Konzerte mit über 650.000 Besuchern auf über 25.070 m² überdachter Ausstellungsfläche und 21.600 m² Freigelände in der Messe Erfurt statt.
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