Als Adalbert Fritz 1918 verstirbt, tritt sein Sohn Franz in die Firma ein und übernimmt die Geschäfte. Das Unternehmen firmiert zu „Adalbert Fritz und Sohn“ – aus der Telegrammabkürzung AFRISO resultiert der Firmenname und das 1. Firmenlogo entsteht.
Im Umfeld der Lebensmittelknappheit in den Nachkriegsjahren des 1. Weltkriegs waren Produkte gefragt, die dazu beitrugen, die Nahrungsmittelproduktion zu steigern. AFRISO lieferte hierzu eine komplette Instrumentenpalette für den Betrieb und die Überwachung von Brut- und Wärmeschränken: Thermometer, Temperaturregler, Feuchtigkeitsmesser, Heizelemente, Ventilatoren, Signalapparate und Prüf/Kontrollgeräte wie z. B. Eierdurchleuchter, die die Kontrolle der zu bebrütenden Eier vereinfachte.
1924 ist es dann soweit: Eine kleine, dünnwandige, kreisförmige, konzentrisch gewellte Blechscheibe verändert das Unternehmen ganz entscheidend: Zwei Membranhalbschalen bilden eine Kapselfeder, die sich druckabhängig entweder ausdehnt oder zusammenzieht. Diese seinerzeit bahnbrechende Erfindung war die Geburtsstunde des Kapselfedermanometers und Wegbereiter für eine Vielzahl neuer und innovativer Produkte: Feindruckmanometer, Blutdruckmessgeräte und Membran-Temperaturregler wurden die wichtigsten Umsatzträger bis 1945 und für den Neubeginn danach.
1935 investiert Franz Fritz in ein neues Werk zum Frontmotorenbau für Fahrräder. Die benzinbetriebenen Motoren konnten innerhalb weniger Minuten auf ein Fahrrad montiert werden und Geschwindigkeiten von Mopeds erreichen. 1940 wurde der Betrieb enteignet.
Nach dem 2. Weltkrieg flüchtet Franz Fritz mit seiner Familie auf abenteuerliche Weise aus der thüringischen Heimat, weil von der sowjetischen Besatzungsmacht erhebliche Repressalien zu erwarten waren. Sein 1922 geborener Sohn Georg, der den 2. Weltkrieg als Nachtjäger bei einem Nachtjagd-Flugzeuggeschwader erlebt, verfrachtet in verwegenen Aktionen wertvolles Betriebsinventar über die Grenze. Die Familie lässt sich zunächst im bayerischen Eltmann/Main nieder, doch einen besseren Standort bieten Kleingartach und Güglingen (Baden-Württemberg) und Familie Fritz zieht abermals um. Unter Georg Fritz bricht eine völlig neue Ära an: Aus Druckmessgeräten werden pneumatische Füllstandmessgeräte, überwiegend für Heizöl-Lagertanks, entwickelt.
Es folgen Überfüllsicherungen, Leckwarngeräte und Lecküberwachungssysteme zur sicheren Lagerung von Mineralölprodukten. AFRISO wird Marktführer auf diesem Sektor – Technologien und Produkte für den Umweltschutz wurden zum bestimmenden Leitgedanken für das gesamte Produktprogramm. In der Firma selbst beginnt man, alle Prozesse konsequent auf Grundwasserschutz, Ressourcenschonung und Energieeinsparung auszurichten. Zu einem Zeitpunkt also, zu dem das Thema Umweltschutz in Deutschland so gut wie noch gar keine Rolle spielt und von den Medien nur selten kommuniziert wird. Anfang der 1960er Jahre werden auch die ersten Vertriebs- und Produktionsgesellschaften im westlichen Europa gegründet. Durch die Europäisierung wird der Firmenname AFRISO zu AFRISO-EURO-INDEX umgewandelt.
Die Ölkrise 1973/74 verursachte einen tiefgreifenden Umbruch der Weltwirtschaft. Für AFRISO wurde die Krise zum Startschuss für die Entwicklung einer breit angelegten Produktpalette für den wirtschaftlicheren und umweltfreundlicheren Betrieb von Heizungsanlagen. Die zunehmende Belastung der Luft durch Schadstoffe aus kohle-, gas- und ölbefeuerten Anlagen wird 1974 in Deutschland zum Auslöser für das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG), das die Grundlage zur Luftreinhaltung bildet. AFRISO entwickelt hierfür das weltweit erste elektronische tragbare Rauchgastestgerät: Das RGT 01. Heizungsbauer und Schornsteinfeger waren damit erstmalig in der Lage, schnell und direkt vor Ort in einem Arbeitsgang Öl- und Gasbrenner wirtschaftlich zu überprüfen und zu optimieren. Das Gerät verschafft sich schnell einen guten Ruf als ideales Gerät für Kontroll- und Servicearbeiten und erobert einen führenden Marktanteil. Sein Nachfolgemodell, das RGT 02 G, wird heute noch als Zeitzeuge einer technologischen Innovation in der Sammlung „Kraftmaschinen“ im Deutschen Museum in München ausgestellt.
1981 gelingt es AFRISO als erstem Hersteller, einen kompakten und leichten Kunststoff-Verteiler „aus einem Stück“ zu fertigen und dabei den hohen Anforderungen von Fußbodenheizungssystemen in Punkto Temperaturverträglichkeit, Lebensdauer und Robustheit zu entsprechen. Diese Pionierleistung und das „Umdenken“ am Markt sowie bei den Verarbeitern ist v. a. dem langjährigen Geschäftsführer Günther Blasinger zuzuschreiben, der in den Folgejahren das OEM-Geschäft zu einer eigenen Sparte ausbaut. AFRISO produziert und liefert heute Kunststoffverteiler für international führende Systemanbieter von Fußbodenheizungssystemen, Heiz- und Kühlsystemen. SHK-Fachhandwerker verarbeiten seit Jahrzehnten AFRISO Produkte unter dem Namen bedeutender Systemanbieter.
Ab 1986 zieht sich Georg Fritz im Alter von 64 Jahren zunehmend aus dem operativen Geschäft zurück und übergibt die Firmenleitung an seinen Sohn Elmar. 1992 erfolgt dann der Firmeneintritt von dessen Bruder Jürgen Fritz. Seither führen beide das Unternehmen nunmehr in vierter Generation fort. Georg Fritz verstirbt 2004 im Alter von 82 Jahren.
Da AFRISO den Fortschritt im Heizungsmarkt von Beginn an ganz wesentlich durch eigene Ideen und Produkte mitprägt, kann eine Ausnahmestellung auf dem deutschen Markt eingenommen werden. Bei Handwerkern sind AFRISO Produkte für ihre Qualität und Zuverlässigkeit bekannt und daher sehr beliebt – in immer mehr Kellern trifft man jetzt auf Geräte von AFRISO.
1992 – AFRISO ist zu diesem Zeitpunkt bereits Anbieter eines Manometer-Vollsortiments für die Haustechnik – wird eine neue Produktions- und Entwicklungsstätte in Amorbach (Bayern) eröffnet. Das neue Werk wird optimal auf die Produktionsanforderungen von Manometern und Thermometern ausgerichtet. Diese Standort-Neuinvestition war die Grundlage für den Aufbau eines hochqualitativen Druckmessgeräteprogramms für industrielle Anwendungen. Nach dem politischen Umbruch in Osteuropa werden ab 1992 von Elmar und Jürgen Fritz die ersten Niederlassungen in Polen, Tschechien, dem restlichen Osteuropa und in Russland eröffnet. In Bukarest entsteht ein weiteres Produktionswerk, das bis heute Messgeräte für Standardanwendungen mit einem Top Preis/Leistungsverhältnis herstellt.
Die folgenden beiden Jahrzehnte stehen im Zeichen eines stetigen Expansionskurses, z. B. wurden Niederlassungen in Südafrika, China und Indien gegründet. Produktionsfirmen wie Systronik und Gampper werden übernommen und in die AFRISO Gruppe integriert. Die Gruppe umfasst heute 19 Mitglieder mit über 1.100 Mitarbeitern und ist in über 65 Ländern vertreten. In Deutschland bietet AFRISO derzeit über 550 Mitarbeitern sichere Arbeits- und Ausbildungsplätze.
Seit 2012 investiert AFRISO massiv in die Digitalisierung von Heim, Hof und Handwerk, beispielsweise:
- Mit dem multiprotokollfähigen AFRISO Smart Home System können z. B. Handwerker ihren Kunden in Punkto Raumklima, Komfort und Sicherheit bedarfsorientierte Lösungen für Wohnungen und Gebäude anbieten. Bereits im Haus vorhandene Smart Home Komponenten sind auch im Nachhinein integrierbar.
- Mit dem modularen CAPBs Sonden-System sind viele der bereits beim Handwerker vorhandenen AFRISO Handmessgeräte aufwandslos zu Multi-Mehrfachmessgeräten hochrüstbar: Die Kommunikation erfolgt über Bluetooth; außerdem können auch Smartphones oder Tablets anstatt der Handmessgeräte für den Betrieb verwendet und so vorhandene Datenverarbeitungsmöglichkeiten genutzt werden.
Der noch bis vor kurzem hohe erforderliche Arbeits- und Zeitaufwand eines Handwerkers ist dadurch heute ganz erheblich reduzierbar.
- Auch beim Thema „Luftreinhaltung“ prägt AFRISO die derzeitigen Entwicklungen erheblich mit: So überwachen AFRISO Emissionsmessanlagen die Grenzwerte von Abgasreinigungsanlagen, um auf schwerölbetriebenen Hochsee- oder Kreuzfahrtschiffen endlich Schadstoff-Reduktionen bewirken zu können.
- Hinter der Firmengeschichte steht eine klar definierte Kunden- und Firmenphilosophie. Diese beruht zum einen auf dem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt, und zum anderen, Menschen mit ihren Bedürfnissen und Kompetenzen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Unternehmenswerte „Zuverlässigkeit“, „Flexibilität“ und „Unabhängigkeit“ sind dabei nicht nur ein Leistungsversprechen, sondern klare Werte, die jeden Tag mit Leben erfüllt werden. In der traditionsreichen AFRISO gilt noch der Handschlag und darauf kann sich jeder verlassen – jeder Kunde, jeder Lieferant und jeder Mitarbeiter. www.150-jahre-afriso.de
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