Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen sind längst zu einem Wettbewerbsfaktor für Unternehmen geworden – nicht nur, weil Rohstoff- und Energiepreise steigen, sondern weil die Nachfrage nach diesen Produkten wächst, die es Verbrauchern ermöglichen, ihren Konsum ressourceneffizienter zu gestalten. Ein Blick über die Produktionsprozesse hinaus zum Produktdesign ist also nötig.
„Ein ressourceneffizientes Produktdesign ist die Voraussetzung für die nachhaltige Senkung des Material- und Energieverbrauchs über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes hinweg. Das Thema ecodesign bzw. umweltgerechte Produktgestaltung ist deshalb bei uns seit vielen Jahren ein wichtiger Ansatzpunkt, um Ressourceneffizienz in Industrie und Handwerk zu verbessern. Denn nahezu 80 Prozent der Wirkung eines Produktes auf Kosten und Umwelt werden mit seiner Gestaltung festgelegt“, sagt Lisa Venhues, ecodesign-Projektkoordinatorin der Duisburger Effizienz-Agentur NRW (EFA).
Welche Ansatzpunkte und Möglichkeiten ecodesign bietet, zeigte die EFA in Essen im Rahmen von zahlreichen Workshops und anhand konkreter Unternehmensbeispiele auf. So präsentierte das Startup-Unternehmen Aquaburg aus Münster das ressourcenschonende Hochwasserschutzsystem „AquaWand“. Die Konstruktion des Schutzwand-Systems aus Stahl und einer flüssigkeitsdichten Membran ist wesentlich leichter und damit auch weniger ressourcenintensiv als herkömmliche Aludammwände. Anfang des Jahres erhielt das Unternehmen dafür den Effizienz-Preis NRW. Auch der Erdenproduzent Kleeschulte Erden aus Rüthen gab Einblick in seine Produktentwicklung. Das Unternehmen hatte eine neue Substratfaser entwickelt, die aus nachwachsenden Rohstoffen besteht und als qualitativ gleichwertiger und klimaschonender Torfersatz verwendet werden kann.
Die Zukunft von Design ist kreisförmig
Um ressourcenschonender zu wirtschaften, gilt es zukünftig mehr in ganzheitlichen Kreisläufen zu denken. Die EU-Strategie der Circular Economy nimmt genau diesen Gedanken auf, indem vom Produkt ausgehend auf den Nutzungskreislauf geschaut wird. Diese Strategie zielt darauf ab, sowohl Rohstoffe als auch Produkte so lange wie möglich in der technischen Nutzung und somit im Wirtschaftsprozess zu halten.
Wie das gehen kann, zeigt die Lernfabrik Ökodesign des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) in Berlin. Die Lernfabrik ist ein Training für Fachleute und Lehrende mit dem Ziel, den Teilnehmern Methoden und Werkzeuge an die Hand zu geben, um Produkte und Dienstleistungen für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft designen können. Max Marwede vom Fraunhofer IZM und Tapani Jokinen vom finnischen Startup Circular Devices gaben Einblick in die Methoden und Arbeitsweisen der Lernfabrik.
Zirkuläres Wirtschaften wird auch mit neuen Geschäftsmodellen einhergehen. Insbesondere Produkt Service Systems (PSS) bieten dafür spannende Möglichkeiten, die neben Ressourceneinsparungen Wettbewerbsvorteile und neue Märkte eröffnen und Kunden verbesserten Nutzen bieten können. Susanne Volz von ecocircle concept informierte in ihrem Workshop, welche Best-Practice-Beispiele es bereits gibt und wie Unternehmen und Kunden zukünftig profitieren können.
ecodesign aus Verbrauchersicht
Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW beschäftigte sich in seinem Workshop mit nachhaltigen Produkten aus Verbrauchersicht und diskutierte mit den Workshop-Teilnehmern konkrete Fragen: Was wissen wir von den Wünschen der Verbraucher aus dem Beratungsalltag, welche Rolle spielt das Marketing bei der Kommunikation von Ökodesign und bei der Nachfrageförderung? Muss es immer ein Produkt sein oder sind Dienstleistungssysteme nicht noch nachhaltiger? Und wo lauern mögliche Rebound Effekte?
CO2-Bilanzierung als Grundlage für ecodesign
Um Produkte ressourceneffizienter im Sinne des ecodesign zu gestalten, hilft es die Umweltauswirkung seiner Produkte zu kennen. Mit dem kostenfreien CO2-Bilanzierungstool ecocockpit bietet die Effizienz-Agentur NRW Unternehmen ein Instrument, um einfach, webbasiert und kostenfrei die nötigen Daten zu produkt-, prozess- und standortbezogenen CO2-Emissionen zu erfassen. Auf dieser Basis können konkrete Maßnahmen zur CO2-Minderung entwickelt werden. Christopher Buers und Frederik Pöschel von der Effizienz-Agentur NRW zeigten anhand von Best-Practice-Beispielen, wie es Unternehmen mit ecocockpit gelungen ist, nachhaltige Produktentwicklungen umzusetzen.
Mit „ecodesign“ unterstützt die Effizienz-Agentur NRW im Rahmen ihrer Ressourceneffizienz-Beratung Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung ihrer Produktentwicklung.
Für ihre Projektarbeit setzt die Agentur vermehrt auf Industrie- und Produktdesigner. "Designer beschäftigen sich jeden Tag damit, effektive und ausgeklügelte Lösungen für die Wünsche ihrer Kunden zu finden“, so Venhues. „Unter Berücksichtigung des Themas Ressourceneffizienz können sie ihren Kunden nicht nur wirtschaftlichere Lösungen bieten und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, sondern auch ihr eigenes Geschäftsmodell erweitern und ein einzigartiges Beratungsangebot bereitstellen. Wir als Effizienz-Agentur NRW unterstützen Designer dabei.“
Weitere Informationen über das ecodesign-Angebot der Effizienz-Agentur NRW für Unternehmen und Designer sowie Best Practice-Beispiele finden Sie unter www.ressourceneffizienz.de.
Die Effizienz-Agentur NRW (EFA) wurde 1998 auf Initiative des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums gegründet, um mittelständischen Unternehmen in NRW Impulse für ein ressourceneffizientes Wirtschaften zu geben. Das Leistungsangebot umfasst die Ressourceneffizienz- und Finanzierungsberatung sowie Veranstaltungen und Schulungen. Bis heute initiierte die EFA über 2.000 Projekte in der Ressourceneffizienz- und Finanzierungsberatung. Aktuell beschäftigt die EFA 30 Mitarbeiter in Duisburg und in acht Regionalbüros in Aachen, in Bielefeld (Region Ostwestfalen-Lippe), in Münster, in Kempen (Region Niederrhein), in Solingen (Region Bergisches Land), in Troisdorf (Region Rheinland) sowie in Südwestfalen an den Standorten Siegen und Werl.
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