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C-IAM GmbH: Unbeabsichtigte Schädigungen, beabsichtigtes Abhören und Ihre Haftung nach DSGVO

Das Leben lässt sich sprichwörtlich bis unter die Haarspitzen erfassen. IT-Industrie und Dienstleister liefern löchrige Technik und verlieren Daten. Professionelle Anwender haften gesamtschuldnerisch für Dienstleister und Techniklieferanten. Die IT-Industrie lässt ihre Kunden im Stich und der Bundesinnenminister will sogar per Gesetz zusätzliche Löcher in die IT-Systeme der Wirtschaft schlagen.

Paragraph 47 Link , Nr. 6 BDSG (neu) verlangt, dass personenbezogene Daten „in einer Weise verarbeitet werden, die eine angemessene Sicherheit der personenbezogenen Daten gewährleistet; hierzu gehört auch ein durch geeignete technische und organisatorische Maßnahmen zu gewährleistender Schutz vor unbefugter oder unrechtmäßiger Verarbeitung, unbeabsichtigtem Verlust, unbeabsichtigter Zerstörung oder unbeabsichtigter Schädigung.“

Die Wahrscheinlichkeit „unbeabsichtigter“ Schädigungen steigt mit der Größe der Schaufeln

Heute geht’s um das Wörtchen „unbeabsichtigt“ – die Konsequenzen unbeabsichtigter Handlungen wachsen parallel zur Größe der Schaufeln, die die Handelnden zur Verfügung haben: Angenommen, Ihre Kundendatenbank kann 50 Gigabytes Daten aufnehmen, so passt dieses Volumen auf eine Speicherkarte im Wert von knapp 30 Euro und damit in Ihr schlaues Telefon. Mit dem aktuellen Mobilfunkstandard LTE lässt sich die Datenbank in einer Stunde ans andere Ende der Welt übertragen. Im künftigen „5G“-Netz dauert die gleiche Übung noch 40 Sekunden.

Und das Telefon kann noch viel mehr: Es wimmelt nur so von Sensoren – die Ihr Leben detailtief vermessen; es repräsentiert einen Teil Ihres Lebensstandards: Hersteller, Gerätetyp, Modell, Baureihe und -jahr, Farbe. Der Lebenswandel ergibt sich detailtief aus der Anwendung: Wann wird wo mit wem wie oft „gesmst“, telefoniert, Facebook aktualisiert oder getwittert? Nicht nur beim Gebrauch ist das Teil in ständiger Bewegung – und diese Bewegungen lassen sich auswerten – es verfügt Link nämlich über ein Gyroskop, Bewegungs- und Beschleunigungssensoren. Damit „weiß“ das Gerät nicht nur, ob es sich gerade im Hoch- oder Querformat befindet, sondern auch, mit welcher Geschwindigkeit es sich dabei in der Hosentasche oder vor Ihren Augen – etwa im Zug – bewegt. Das funktioniert sekunden- und millimeter-genau. Das Barometer protokolliert den Luftdruck und Höhenunterschiede von einem Meter, ein Thermometer misst die Temperatur im Inneren und berechnet damit die der Umgebung.

Die Lebens-Wanze namens „Smartphone“

So behauptet Link (PDF) Scott R. Peppet Link , Jura-Professor der Universität von Colorado, Wissenschaftler könnten aus den Daten dieser Sensoren Rückschlüsse auf den Grad einer Parkinson-Erkrankung Link ziehen: Das Zittern von Parkinson-Patienten ist einmalig und unterscheidet sich von dem Anderer – etwa Unterzuckerten oder Alkoholikern. Weiter sollen sich unsere Stimmung Link (PDF), Stressniveau Link , Persönlichkeitstyp Link (PDF), manisch-depressive Erkrankungen Link , demographische Daten Link (Geschlecht, Ehestand, Beschäftigungsverhältnis, Alter), Rauchgewohnheiten Link , allgemeines Wohlbefinden Link (PDF), Schlafgewohnheiten Link , Zufriedenheit Link , Häufigkeit körperlicher Bewegung Link (PDF) und Arten physischer Aktivität und Bewegung Link ableiten lassen. Künftig sei mit „verstehenden Telefonen“ Link (PDF) zu rechnen, die Sensordaten mit geographischen oder zeitlichen Informationen verknüpfen könnten – Hinweise auf Stress könnten so verknüpft werden mit Geschäftsterminen. Dann, so Peppet, könnte das Telefon wohl auch Tipps geben, mit wem Sie sich aus gesundheitlichen Gründen besser nicht mehr treffen sollten.  

Auch der Rest vom Leben wird gesammelt

Nicht nur das Telefon sammelt – das Fitnessarmband protokolliert Link unseren Blutalkoholspiegel Link , ein tragbares System erfasst Link mit Hilfe von Sensoren an Stirn und Armen darüber hinaus auch Natrium-, Kalium-, Glucose-, Laktat-Werte im Schweiß und die Hauttemperatur. Am Laktat-Wert lässt sich die Müdigkeit der Muskeln erkennen. Und es ist nicht auszuschließen, dass künftig alle Sensoren in einer „Fitbit Superwatch“ Link integriert Link werden.

Schlaue Autos sammeln Link (PDF) Daten übers Bremsen, Beschleunigen, Drehzahl, eingelegtem Gang, Lenkeinschläge, Pausen und Tanken. Langzeitprotokolle können darüber Auskunft geben, wer in welchem Rhythmus welche Ziele ansteuert.

Daimler will seinen Kunden gute Tipps geben – der Entwickler Werner Bernzen verrät Link im Internetblog des Konzerns Details zum Mercedes-“Müdigkeitsassistenten“: „Das System analysiert permanent das Fahrverhalten und die Lenkbewegungen und registriert bestimmte Muster, die bei zunehmender Ermüdung oder Unaufmerksamkeit häufig auftreten. Dabei hat jeder Fahrer ein individuelles Lenkverhalten und das System muss sich zunächst auf den Fahrer einstellen. Verändert sich das Lenkverhalten dann sehr stark im Vergleich zum Beginn der Fahrt ist dies ein sicheres Indiz für Müdigkeit oder starke Ablenkung.“

Lässt der Herzrhythmus des Autofahrers auf Entspannungsbedarf schließen, beginnt Link der Kia Telluride einem Bericht der Aachener Zeitung zufolge mit einem „Entspannungsprogramm“ einschließlich belebender „Beleuchtung aus einem im Dachhimmel integrierten LED-System“. Die Sensor-Daten dieser Fahrzeuge werden von bis zu 200 Computern verarbeitet Link . Pro Tag produziert Link ein Oberklasse-Fahrzeug 40 Gigabytes Daten – bis 2018 soll’s ein Terabyte sein. Schließlich das „intelligente“ Gebäude – Wikipedia versteht Link darunter sowohl „die Vernetzung von Haustechnik und Haushaltsgeräten Link , als auch die Vernetzung von Komponenten der Unterhaltungselektronik“ – am Ende kann das Handy per „App“ die ganze Bude steuern – einschließlich Wlan-Router, Solaranlage, Stromspeicher, -verbraucher und -zähler. Wie oft wird welches Programm am Fernseher eingeschaltet? Wann wechseln wir den Sender? Wie lang läuft die Kiste? In welcher Werbepause marschieren wir zum Kühlschrank, um ein Bier zu holen? Im Gegenzug erinnert der Kühlschrank ans Auffüllen der Vorräte auf Basis des bisherigen Verbrauchs. Bis auf Weiteres muss der Bewohner zum Füllen oder Leeren des Kühlschranks allerdings noch aufstehen.

Viele könnten es als attraktiv empfinden, ihr Heim mit Gesten Link zu steuern – dazu werden beispielsweise Infrarotkameras Link an Fernsehern genutzt. Alternativ bietet sich die menschliche Sprache Link an.

Von der Spracherkennung zur Persönlichkeitsanalyse

Spracherkennung – ein überaus spannendes Thema: Unsere Worte lassen sich in ihre Lautbestandteile, sogenannte Phoneme Link zerlegen Link , in digitale Zeichen umwandeln Link und inhaltlich analysieren. Unser Wortschatz lässt Rückschlüsse auf unsere Intelligenz zu Link . Beim Sprechen gibt unsere Stimme unsere psychologische und emotionale Verfassung wider Link . Im Zeitverlauf entsteht ein Sprachprofil, das Rückschlüsse auf unser Denken und dessen Entwicklung zulässt Link . Anschließend kann der Sprache eine „Bedeutung“ zugewiesen werden. Diese Bedeutung verlangt nach einem „Kontext“: Wer spricht? In welchem Zusammenhang? Gehts um die Steuerung einer Maschine? Oder wird nur von einem Krimi erzählt? Um zu vermeiden, dass die Gerätesteuerung auf vermeintliche Kommandos hört, die tatsächlich aber nur vom Moderator einer Radiosendung stammen Link , kann man der Steuerung zusätzlich eine Gesichtserkennung spendieren. Um Hintergrundgeräusche zu eliminieren, sollen Vibrationen der Gesichtsmuskulatur mit Hilfe eines Lasersystems millimetergenau erkannt und so die Fehlerrate um bis zu 80 Prozent reduziert Link werden können.

Was da so alles konserviert werden kann – spontane Emotionen sind vergleichsweise weniger symmetrisch an Mundwinkeln und Augenbrauen abzulesen als ein „gewolltes“ und deshalb gleichmäßiges Link (PDF) Lächeln. Genauso lassen sich die Veränderungen der Pupille und der Lippenlinie analysieren Link . Und ob wir gute oder schlechte Laune haben Link . Weitere Erkenntnisse könnten Analysen im Zeitvergleich erbringen. Vergleichen ließe sich aber auch ein Skype-Video mit den Bildern der Überwachungskamera am Bahnhof. Spanische Wissenschaftler haben in einer Untersuchung festgestellt, dass sich mit Hilfe von Videos ein Psychogramm auf Basis des sogenannten Fünf-Faktoren-Modells erstellen lässt. Zu diesem – nach Meinung Link der Universität Bielefeld „gut abgesicherten“ – Modell gehören:

  1. Die Begeisterungsfähigkeit – sie gibt Aufschluss darüber, ob Einer Einzelgänger oder Partylöwe ist.
  2. Der Neurotizismus – ist er schwach ausgeprägt, handelt es sich um eine selbstsichere, umgekehrt um eine verletzliche Person.
  3. Die Verträglichkeit – die Verträglichen sind verständnisvoll, Unversträgliche sind widerstreitend und misstrauisch.
  4. Die Gewissenhaftigkeit – Gewissenhafte arbeiten organisiert und präzise, die weniger Gewissenhaften sind unzuverlässig.
  5. Die „Offenheit“ – „Offene“ sind neugierig, wollen was erleben. Weniger offene vertrauen auf Bewährtes.

Zur Erstellung eines solchen Persönlichkeitsprofils ist es ausreichend, in einem Videotelefonat 30-120 Sekunden von sich selbst zu erzählen. Das wollen italienische Wissenschaftler herausgefunden Link (PDF) haben. Und der Sprecher kann nach dieser Zeit auch noch imitiert werden – behauptet Link der „Scientific American“. Das lässt sich mit unseren Daten aus Facebook kombinieren: Wer Basketball und Saxophon spielt, könnte als Verkäufer eine gute Figur abgeben, wer Schnecken fotografiert und meditiert, könnte als Buchhalter Karriere machen. Anhand von 150 “Likes“ soll Facebook genauere Persönlichkeitsprofile von der Zielperson erstellen können als dessen Familie, um Ehepartner zu toppen, sind 300 nötig. Mit FaceID sollen sich die Gefühlslage „in Echtzeit“ überwachen Link lassen. Außerdem lassen sich die Facebook-Freunde Link sowie die Häppchen auf Twitter Link und unser Tippverhaltens analysieren: Der Eine tippt mit zwei, die Andere mit zehn Fingern. Mal schneller, mal langsamer und der Tastendruck soll variieren.

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