Mobilitätswende als Gemeinschaftsaufgabe
Das 21. Jahrhundert sei nicht nur durch einen wachsenden Mobilitätsbedarf gekennzeichnet, sondern vor allem durch eine Vielfalt der Mobilitätsformen, betonte Stefan Dallinger, Vorsitzender des Verbandes Region Rhein-Neckar und Landrat des Rhein-Neckar-Kreises: „Menschen und Unternehmen werden künftig flexibel und kurzfristig darüber entscheiden, welcher Verkehrsträger am besten passt. Umso wichtiger ist es, Mobilität ganzheitlich zu denken und Plattformen für den Austausch zu bieten. Ich freue mich sehr über die große Resonanz auf die gemeinsame Initiative von Metropolregion Rhein-Neckar und Technologieregion Karlsruhe."
Auch Dr. Frank Mentrup, Vorstandsvorsitzender der TechnologieRegion Karlsruhe GmbH und Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, begrüßte den regionalen Schulterschluss: „Die Bereitstellung bedarfsgerechter, leistungsfähiger und nachhaltiger Mobilitätsangebote zählt zu den zentralen Aufgaben der kommunal- und regionalpolitischen Entscheidungsträger. Klar ist aber auch, dass zukunftsweisende Mobilitätskonzepte und Mobilitätssysteme nur im Zusammenspiel von Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand entwickelt werden können. Hierzu leistet die heutige Regionalkonferenz einen wertvollen Beitrag."
Staatssekretär Barthle: Zukunft gehört der E-Mobilität
Neue Mobilitätsformen, die Digitalisierung und die intelligente Vernetzung verschiedener Verkehrsträger eröffneten enorme Möglichkeiten, so Norbert Barthle, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Anspruch des Bundes sei es, eine Trendwende hin zu mehr klimafreundlicher Mobilität einzuleiten – angefangen beim Ausbau von Radschnellwegen über die Förderung von Ladeinfrastruktur für Elektro-Autos bis hin zum autonomen Fahren. Voraussetzung für viele Mobilitätsformen der Zukunft sei der Ausbau der Breitbandinfrastruktur. „Die Verarbeitung und Nutzung der Datenströme benötigt leistungsfähige und robuste digitale Infrastrukturen. Und zwar überall und flächendeckend", so Barthle. Deshalb investiere der Bund vier Milliarden Euro in die Anbindung von bisher unterversorgten Landkreisen und Kommunen. Der öffentliche Personennahverkehr könne auch im digitalen Zeitalter das Rückgrat des nachhaltigen Stadt- und Regionalverkehrs bilden, allerdings müssten verschiedene Mobilitätsdienstleistungen dazu besser vernetzt und zum Beispiel über Mobilitäts-Apps verfügbar gemacht werden.
Als „Mobilitätsrevolution" bezeichnete Barthle das automatisierte und vernetzte Fahren. Der Bund habe daher eine Anpassung des Rechtsrahmens auf den Weg gebracht, der den Einsatz automatisierter Fahrzeugsysteme ermögliche. Zudem habe man mit dem „Digitalen Testfeld" auf der Autobahn 9 ein „Labor unter Realbedingungen" geschaffen. 2017 sollen vergleichbare Testfelder auch im städtischen Bereich anlaufen, kündigte Barthle an.
Mobilität 4.0: noch ein weiter Weg
„Sind wir bereit für die Mobilität von morgen?" lautete die zentrale Frage der anschließenden Diskussionsrunde, moderiert von Gerhard Augstein (SWR). Das Fazit: Der Weg hin zu einer klimafreundlichen und vernetzten Mobilität ist noch weit. Bis dahin wird es ein Nebeneinander vieler verschiedener Antriebssysteme geben. „Technisch ist vieles bereits möglich. Doch in allererster Linie braucht es einen Mentalitätswandel bei den Menschen", so Prof. Dr. Christoph Walter (PTV Planung Transport Verkehr AG). Eine Stellschraube könne in diesem Zusammenhang eine dynamische Maut sein, so Hilmar von Lojewski (Deutscher Städtetag), der zugleich die Automobilhersteller in der Pflicht sah, endlich die geforderten Grenzwerte zu erfüllen und dem Thema Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen.
„Die innerstädtischen Wirtschafts- und Lieferverkehre werden rasant zunehmen", prognostizierte Artin Adjemian (IHK Rhein-Neckar). Auch für diese Verkehre benötige man eine leistungsfähige Infrastruktur sowie innovative Mobilitätslösungen, insbesondere in den Städten.
Autonom fahrende Autos seien eine großartige Erfindung, befand Dr. Daniel Hobohm (Siemens AG). Sie könnten u.a. für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen. Gleichwohl müssten auch negative Entwicklungen mitgedacht werden: „Viele Menschen könnten von Bussen und Bahnen auf das autonome Auto wechseln, mit potenziell mehr Stau und geringerer Auslastung des ÖPNV". Diese Gefahr sahen auch Volkhard Malik (Verkehrsverbund Rhein-Neckar) und Dr. Alexander Pischon (Karlsruher Verkehrsverbund). „Das Mobilitätsverhalten wird sich ändern. Deshalb müssen alle, die heute im Mobilitätsmarkt aktiv sind, ihre Strategien neu ausrichten", so Malik. Verkehrsverbünde würden bereits verstärkt in Zusatzangebote wie Car-Sharing oder Fahrradvermietsysteme investieren. „Die Ansprüche an Flexibilität, Schnelligkeit und Komfort steigen. Entscheidend wird sein, den Menschen einen einfachen und transparenten Zugang zu Mobilitätsdienstleistungen zu ermöglichen. Und dies zu einem fairen Preis", so Pischon.
Die Zukunft der Mobilität werde durch eine größere Vielfalt von Verkehrsmitteln und -konzepten geprägt sein, bestätigte Dr. Thomas Meyer (Karlsruher Institut für Technologie). Diese Vielfalt könne bei intelligenter Gestaltung und Nutzung erhebliche Potenziale freisetzen. „Die Komplexität des Systems erfordert aber ein systematisches Verständnis in Tiefe und Breite, wie es nur im Verbund von Spezialisten zu erreichen ist", warb Meyer für ein koordiniertes, gemeinsames Vorgehen bei der Herausforderung „Mobilitätswende".
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